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Sport: Der italienische Beckham

2003 stürmte Luca Toni noch in der dritten Liga – inzwischen ist er der neue Star seines Landes

Wenn Luca Toni ein Tor erzielt, galoppiert er gerne mal im Kreis. Die Zuschauer im Florentiner Artemio- Franchi-Stadio toben dann – so wie früher, als einst Gabriel Batistuta für den AC Florenz ins Tor traf. Aber Luca Toni hat den Argentinier mit seinen spektakulären Toren und Jubelgesten längst vergessen gemacht. Der 28-Jährige ist mit seiner einnehmenden Art das neue Idol von Fußball-Florenz. In 23 Ligaspielen hat Toni bislang 22 Tore geschossen. Dabei wirkt er mit seinen 193 Zentimetern Körpergröße und seinen 88 Kilogramm eher schlaksig und ungelenk. Aber das täuscht. Luca Toni ist erstaunlich schnell.

Dabei verlief Tonis Karriere nicht geradlinig. Seinen ersten Profivertrag erhielt er 1994 beim Drittligisten Modena, in der Nähe seines Heimatortes Pavullo nel Frignano. Dort lief es lange weniger gut für ihn. „Ich war sogar kurz davor, meine Karriere frühzeitig zu beenden“, bekannte er jüngst, „weil ich ein Jahr in der dritten Liga kaum gespielt habe. Zum Glück habe ich es nicht gemacht.“ Denn neun Jahre nach seinem ersten Vertrag in Modena ging es mit seiner Karriere dann endlich aufwärts – bei US Palermo. 2003 spielte der sizilianische Klub noch in der zweiten Liga. Mit Tonis 30 Treffern in 45 Spielen wurde Palermo nach 32 Jahren wieder erstklassig. Und die Erfolgskurve des Stürmers zeigte nach oben. Kaum spielte er in der Serie A, debütierte er auch schon in der Nationalmannschaft. Im wichtigen WM-Qualifikationsspiel der Italiener gegen Norwegen wurde er in der zweiten Halbzeit eingewechselt und schoss prompt den 2:1-Siegtreffer. In der Meisterschaft erzielte Toni derweil für Palermo 20 Tore, der Klub schaffte sogar die Uefa-Cup-Teilnahme. Doch in dieser Zeit des Triumphes wurde Toni 2005 vom AC Florenz abgeworben. Toni nahm die Offerte an, und vom sizilianischen Publikum wurde er fortan beschimpft, undankbar zu sein. Florenz zahlte für Toni eine Ablösesumme von zehn Millionen Euro. In Florenz setzte sich Tonis Erfolgsgeschichte nahtlos fort, obwohl er mit 1,6 Millionen Euro ein vergleichsweise bescheidenes Jahressalär kassiert.

Doch sein Gehalt könnte schon in naher Zukunft ein anderes sein. Luca Toni wird von vielen Renommierklubs umworben. Selbst der FC Barcelona bekundete Interesse an dem Stürmer. Die Spanier wären bereit, ihm für einen Wechsel seine gegenwärtige Gage zu verdoppeln, übermittelten Emissäre. „Wenn Barcelona mich will, gehe ich sofort dahin“, ließ er sich von Journalisten entlocken.

Bislang allerdings gab es noch kein offizielles Angebot aus Barcelona. Trotzdem, irgendwann wird der AC Florenz seinen Publikumsliebling wohl ziehen lassen müssen. Toni ist quasi das Pendant zum englischen Fußballstar David Beckham. Luca Toni ist Stammgast auf den Titelseiten italienischer Illustrierter, ist zudem ein Mädchenschwarm. Kürzlich wurde Toni in Italien zum Fußballer des Jahres 2005 gekürt – und zwar nicht von Journalisten, sondern von den Lesern der größten TV-Zeitschrift.

Italiens Nationaltrainer Marcello Lippi hält große Stücke auf seinen Stürmer vom AC Florenz. Schließlich erzielte Toni wichtige Tore in der WM-Qualifikation. „Luca Toni hat bei der WM-Qualifikation die meisten Treffer erzielt und hat einen unglaublichen Aufstieg bis zur Nationalmannschaft geschafft“, sagt Lippi. Im Angriff der Nationalmannschaft sei er gewissermaßen für die WM gesetzt, erklärt der Nationaltrainer.

Luca Toni selbst gibt sich derweil bescheiden. Er könne es kaum begreifen, dass er bei der Weltmeisterschaft dabei sein dürfe. „Die Weltmeisterschaften habe ich mir bislang nur im Fernsehen ansehen können“, sagt Luca Toni. „Es wäre die Erfüllung eines Traumes, am Turnier in Deutschland teilnehmen zu dürfen.“

Vincenzo delle Donne[Florenz]

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