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Sport: „Der Klub soll entfinkisiert werden“

Was die Freiburger Fans für den Verbleib des Trainers Volker Finke unternehmen

Herr Trenkle, wie ist Ihre Gemütsverfassung? Niedergeschlagen?

Wieso niedergeschlagen? Die Reaktionen auf unsere Aktion sind doch überaus positiv. Beim letzten Heimspiel haben wir 20 000 Flugblätter verteilt. Sogar Fans aus Kaiserslautern haben sich unsere Aufkleber an ihre Westen gepappt.

Seitdem der SC Freiburg seinen neuen Trainer vorgestellt hat, gibt es aber keine realistische Chance mehr, dass Sie Ihr Ziel erreichen und Volker Finke im Amt bleibt.

Ich würde sagen: Abwarten. Der Verein hat mit der Verpflichtung von Robin Dutt eine Tatsache geschaffen, um uns die Luft wegzunehmen. Aber jedes Spiel, das die Mannschaft gewinnt, spielt uns in die Karten. Es geht uns auch gar nicht darum, dass Finke Trainer bleibt; es geht darum, das Konzept Volker Finke zu sichern. Das sehen wir in Gefahr.

Welche Handhabe haben Sie?

Wir sammeln gerade Unterschriften für eine außerordentliche Mitgliederversammlung. Wir wollen nicht den Vorstand stürzen, aber wir glauben, dass der Weg, den er gerade geht, noch revidierbar ist. Der SC Freiburg war immer ein Klub, in dem Entscheidungen ruhig und überlegt getroffen wurden. Warum jetzt diese Kurzschlusshandlung? Die Mannschaft liegt einen Punkt hinter den Aufstiegsplätzen. Es ist schon fast unverschämt, den Trainer nicht weitermachen zu lassen.

Als der Vorstand im Winter die Entscheidung getroffen hat, steckte die Mannschaft in Abstiegsgefahr.

Aber warum? Die Mannschaft hat durch unglückliche Spiele, Verletzungen und falsche Schiedsrichterentscheidungen mindestens acht Punkte verloren. Aber jetzt greift Finkes Konzept wieder. Das Team spielt einen Wahnsinnsfußball, es ist seit Jahren das jüngste und beste, das wir haben. Warum setzt der Klub das alles aufs Spiel? Sechs Verträge laufen aus. Wichtige Spieler wie Iaschwili oder Antar spielen nur wegen Finke und seines Konzepts in Freiburg. Ich sehe eine große Gefahr, dass diese Mannschaft ohne ihn auseinander bricht. Im Grunde geht es nur um Macht. Da wollen irgendwelche Leute noch alte Rechnungen begleichen.

Sind Sie wütend?

Wütend? Ich bin eher traurig, dass man so ein zartes Pflänzchen in Gefahr bringt. Zurzeit passieren seltsame Sachen.

Was meinen Sie?

Bisher hat der Verein noch keine wirkliche Erklärung abgegeben, warum Finke gefeuert wurde. Dann hat man uns erzählt, er solle in die Suche nach seinem Nachfolger eingebunden werden, aber der Präsident Achim Stocker hat das allein entschieden. Nicht einmal der Manager war beteiligt. Wenn der Verein entfinkisiert werden soll, muss man das sagen.

Trauen Sie Dutt nicht zu, dass er die Arbeit in Finkes Sinne fortführt?

Ich will eigentlich gar nicht über Robin Dutt reden. Er ist seit vier Jahren bei den Stuttgarter Kickers, wollte jedes Jahr aufsteigen und schafft es auch diesmal wieder nicht. Seine beste Platzierung war Platz acht. Aber er soll ja in Freiburg eine neue Mannschaft aufbauen dürfen, die gar nicht aufsteigen muss.

Glauben Sie, dass Volker Finke künftig in anderer Funktion für den Verein arbeitet?

Warum nicht? Der Sportclub ist sein Lebenswerk. Finke äußert sich nicht öffentlich. Er stellt sich immer noch vor den Vorstand. Auch das spricht für ihn.

Ganz ehrlich: Für wie groß halten Sie die Chance, dass Finke Trainer bleibt?

Die Chance ist genauso groß wie die, dass Freiburg aufsteigt.

Die Fragen stellte Stefan Hermanns.

Achim Trenkle, 46,

ist Sprecher der Fan- Initiative „Wir sind Finke“, die den SC Freiburg dazu bringen will, Trainer Volker Finke über das Saisonende hinaus weiterzubeschäftigen.

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