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Bodenlos. Loic Remy hat zum 2:0 getroffen, die Dortmunder Neven Subotic (M.) und Roman Weidenfeller sind bedient. Foto: dpa

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Sport: Der nächste Ausrutscher

Borussia Dortmund erspielt sich bei Olympique Marseille viele Torchancen – und verliert mit 0:3

Am alten Hafen war die Hölle los. So viel Schwarz und Gelb auf einen Haufen hat Marseille in seiner langen Geschichte noch nicht erlebt. Mehr als 2000 Anhänger von Borussia Dortmund hatten sich auf den Weg in die Provence gemacht, um den Deutschen Meister bei seinem zweiten Saisonspiel in der Champions League zu begleiten. Die mitgereisten Anhänger durften zwar das wunderbare Klima genießen, aber sonst wurde der Ausflug ans Mittelmeer zur herben Enttäuschung. Mit 0:3 (0:1) kassierte der BVB eine deftige Niederlage und hat nach zwei Gruppenspielen nur einen Punkt auf dem Konto.

40 000 Zuschauer verfolgten das deutsch-französische Kräftemessen an der Côte d’Azur, normalerweise fasst das Stade Vélodrome wesentlich mehr Besucher, doch derzeit wird es für die EM 2016 umgebaut und deshalb blieb mit Ausnahme des Dortmunder Fanblocks die gesamte Gegengerade leer. Diejenigen, die Einlass erhalten hatten, sahen in der Anfangsphase zwei Mannschaften, die munter drauf los stürmten. Marseilles Trainer Didier Deschamps hatte großen Respekt vor dem BVB bekundet. „Die Mannschaft steht für Fußball total – jung, athletisch, schnell“, hatte der Weltmeister von 1998 gesagt. Das Wort unbedarft gebrauchte er nicht, es wäre jedoch durchaus angebracht gewesen. Der BVB spielte mit kaum zu überbietender Naivität, vergab zahlreiche Torchancen und und brachte sich so um den Lohn aller Bemühungen.

Die erste Möglichkeit hatte in der 19. Minute Mario Götze. Der Jung-Nationalspieler machte bei Ballannahme und Dribbling alles richtig, aber als er frei vor dem Tor stand, fehlte die nötige Kaltschnäuzigkeit. Auch auf der anderen Seite des Spielfeldes gab es eine Fehlleistung, und zwar eine mit Folgen: Manndecker Neven Subotic rutschte aus, der Ball landete bei André Ayew, gegen dessen Flachschuss in die rechte untere Ecke Torwart Roman Weidenfeller chancenlos war.

Während auf der Haupttribüne einige unverbesserliche Fans aus Dortmund und Marseille handgreiflich aneinander gerieten, versuchte der BVB, die Geschicke zu seinen Gunsten zu wenden. Die Gastgeber nahmen die Führung zum Anlass, sich weit zurückzuziehen, was ein adäquates Mittel war, weil der Borussia nicht viel mehr einfiel als hohe Bälle in die gegnerische Hälfte zu schicken. Dagegen verlegte sich Olympique aufs Kontern. Erneut war es Ayew, der frei zum Abschluss kam, doch dieses Mal bekam Weidenfeller seine linke Hand an den Ball.

Nach dem Seitenwechsel hatte es den Anschein, als wollten die Dortmunder ihre Gegner überrennen. Das Pressing des BVB war immer wieder erfolgreich, doch der fahrlässige Umgang mit besten Möglichkeiten zieht sich im Moment wie ein roter Faden durch die Auftritte des Meisters. Götze brachte das Kunststück fertig, den Ball aus drei Metern an den Pfosten zu setzen, anstatt ihn im Tor zu versenken. Wie man seine Chance besser nutzt, demonstrierte Loic Remy mit seinem Treffer zum 2.0 in der 62. Minute. Zuvor war der Stürmer von Hummels per Kopf perfekt bedient worden, vor Scham zog sich der Manndecker das Trikot über das Gesicht. Doch es sollte noch schlimmer kommen: Sebastian Kehl holte Remy im Strafraum von den Beinen, den Elfmeter verwandelte der überragende Ayew zu seinem zweiten Treffer des Abends.

„Um sich zu entwickeln, braucht man große Spiele und große Gegner. Die haben wir in der Champions League“, hat BVB-Trainer Jürgen Klopp jüngst festgestellt. Seine junge Mannschaft absolviert weiterhin ihre Lehrzeit im europäischen Ausbildungsbetrieb, und es scheint so, als müsse sie dabei größere Opfer bringen, als ihr lieb ist.

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