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Sport: Der Osten kommt näher

Die EM-Vergabe ist Teil eines großen Wandels

Berlin - Estland, Lettland und die Ukraine. Das sind drei der Gewinner des Eurovision Song Contest in den vergangenen fünf Jahren. Kein Wunder, sagen viele Fans der Schlagerveranstaltung, schließlich gäben sich die vielen neuen Teilnehmer aus dem Osten die Punkte konsequent gegenseitig. Und seien nicht so unsolidarisch wie etwa die Österreicher, die fast nie für die Deutschen stimmen würden.

Osteuropa gewinnt nicht nur beim Wettsingen und in der EU an Einfluss. Auch in der Europäischen Fußballunion Uefa, zu der 53 Mitgliedsländer zählen, will das in den vergangenen 15 Jahren hinzugekommene Drittel mehr zu sagen haben. Ende Januar wurde Michel Platini dank der Stimmen der kleinen und neuen Verbände neuer Präsident der Uefa. Geworben hatte er damit, die Zahl der Teilnehmer in der Champions League für die führenden Nationen auf drei beschränken zu wollen und so den kleinen Verbänden mehr Startplätze zu verschaffen. Diese Ankündigung hat Platini inzwischen abgeschwächt. Des Weiteren wollte der neue Präsident mehr Platz für alle schaffen: Nach seiner Wahl wurde geprüft, ob nicht 24 statt wie bisher 16 Nationen in der Endrunde den Europameister ausspielen sollten. Auch diese Idee wurde am Tag vor der Entscheidung für Polen und die Ukraine vom Exekutivkomitee der Uefa verworfen. So war, zumindest sport- und verbandspolitisch, die gestrige Entscheidung desselben Gremiums als eine Art Ausgleich keine Überraschung mehr.

„Vor 15 Jahren ist die unabhängige Ukraine geboren worden. Das war die Gelegenheit, sich als eigenständiger Staat zu entwickeln. Nun bekommen wir noch einmal diese Chance“, sagte Grigori Surkis, der Präsident des ukrainischen Fußball-Verbandes. Er ist einziger Vertreter der neuen Verbände im Exekutivkomitee, hier hat das neue Gewicht noch nicht allzu viel Niederschlag gefunden. Sportlich hingegen sieht es schon besser aus. Die Gastgeber der EM 2012 stehen in der laufenden Qualifikation für das Turnier 2008 gut da. Polen führt die Gruppe 1 souverän an, die Ukraine liegt in der Gruppe 2 vor dem gestern bei der Vergabe ausgestochenen Weltmeister Italien.

Und auch im Vereinsfußball wird die Konkurrenz aus dem Osten stärker. In diesem Jahr ist es den deutschen Vereinen noch gelungen, den dritten Startplatz für die Champions League in der Fünfjahreswertung der Uefa für die Saison 2008/09 zu verteidigen. Doch schon im Jahr darauf drohen ernsthafte Konsequenzen. Für die deutschen Klubs fällt im Sommer ein gutes Jahr aus der Wertung, für die alteingesessenen Uefa-Mitglieder aus dem Osten Rumänien und Russland ein schlechtes. Rumänien geht mit einem kleinen Vorsprung auf Deutschland in die kommende Saison.

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