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Sport: Der Quotendeutsche

Von André Görke Berlin. Männer wie Pierre Littbarski sollte man nicht verärgern, wenn man in der Branche noch ein bisschen Geld verdienen will.

Von André Görke

Berlin. Männer wie Pierre Littbarski sollte man nicht verärgern, wenn man in der Branche noch ein bisschen Geld verdienen will. Im Frühjahr war es, als der Trainer des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg erfahren hatte, dass einer seiner Jungs in der zweiten Mannschaft vom Platz geflogen war, weil der einen Gegenspieler angespuckt haben soll. Eine Grätsche, ein Foul, ein Tackling, okay, aber spucken? Benjamin Köhler hatte nach diesem Vorfall in Duisburg seinen Stammplatz gefunden. Auf der Ersatzbank.

Die Monate an der Ruhr haben ihm nicht geschadet, das wäre der falsche Eindruck. Köhler sollte lernen. In diesen Tagen nun ist der 21-Jährige heimgekehrt, nach Berlin, zu seinem Arbeitgeber Hertha BSC. Am Montagmorgen ist dort Trainingsauftakt, um zehn Uhr, auf den Sportplätzen hinter dem Olympiastadion.

Köhler besitzt bei Hertha den Status eines Profispielers. Doch da „der Sprung von den Amateuren in die Bundesliga zu weit war, hatten wir ihn nach Duisburg ausgeliehen“, sagte Herthas ehemaliger Trainer Falko Götz damals. „Er soll einen Schritt nach vorne machen“. Unter Littbarski hat er es auf 22 Einsätze in der Zweiten Liga gebracht. Keine schlechte Bilanz für einen jungen Mann, der aus der Viertklassigkeit kam. Allerdings durfte Köhler in Duisburg nur einmal über die gesamten neunzig Minuten mitspielen, und in all den Einsätzen hat er es nur auf ein Tor gebracht. Was also soll ein Mann wie Köhler bei einem Klub, der sich in dieser Saison für die Champions League qualifizieren will?

Nun wird sich Herthas Trainer Huub Stevens hüten, ein Statement über Köhler abzugeben, wenn er ihn noch nie gesehen hat. Am Montag geht es los, da könne sich jeder beweisen, sagt Stevens. Solche Worte sind nett, höflich, aber ob Köhler nun weiß, wo er steht?

„Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich mich noch ein weiteres Jahr hätte ausleihen lassen“, sagt Köhler. Essen war interessiert, aber in die Regionalliga wollte er nicht. Also war klar, „dass ich zurückkomme.“ Die Situation in Berlin ist eine andere als noch vor zwei Jahren, als Köhler unter Jürgen Röber zum Profikader gehörte. „Bei Hertha stehen sieben, acht junge Spieler im Kader, da ist die Integration leichter“, sagt er.

Köhler gilt als ein lockerer Typ, einer, der gerne mal einen kessen Spruch ablässt. „Ich habe den Job nicht ernst genommen“, sagt er, „aber da hat mir der Littbarski einiges ausgetrieben.“

Klein ist er, quirlig, schnell, „und einen guten linken Fuß hat er auch“, sagt Frank Vogel, Köhlers ehemaliger Trainer bei Herthas Amateuren. „Der Junge ist im Reifeprozess, er hat in den Profifußball reingeschnuppert. Dass es so schnell gehen würde wie bei Thorben Marx, damit rechnet doch niemand.“ Köhlers Vertrag läuft bis zum Saisonende, und „bis dahin werde ich mich halt anbieten“.

Nun hat die Sache mit dem Profivertrag einen merkwürdigen Haken: Die Deutsche Fußball-Liga schreibt den Klubs vor, mindestens zwölf deutsche Spieler unter Vertrag zu haben. Köhler ist der zwölfte. Köhler ist Herthas Quotendeutscher.

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