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Sport: Der Sturz von der Tabellenspitze überschattet das Champions-League-Spiel in Porto

Ludwig Kögl, den die Bayern nur Wiggerl rufen, hätte sich auch ein Rückspiel gewünscht. Doch die Bayern-Mannschaft des Jahres 1987 hatte gegen den FC Porto nur eine Chance, und die wurde vergeben.

Ludwig Kögl, den die Bayern nur Wiggerl rufen, hätte sich auch ein Rückspiel gewünscht. Doch die Bayern-Mannschaft des Jahres 1987 hatte gegen den FC Porto nur eine Chance, und die wurde vergeben. Damals, im Finale des Europapokals der Landesmeister (wie die Champions League dereinst hieß), damals also im Frühling von Wien köpfte ausgerechnet der mittelgroße geratene Ludwig Kögl (1,71 Meter) die Bayern in Führung. Doch ein spektakuläres Hacken-Tor eines gewissen Madjer aus Algerien und noch ein weiterer Treffer sorgten für die frühe Form einer unglücklichen Endspielniederlage des FC Bayern München. Erst im Mai 1999 übertrafen die Münchner dieses Debakel noch durch die Niederlage in der Nachspielzeit gegen Manchester United. Nun sagt Kögl, der seine Karriere zur Zeit bei der SpVgg Unterhaching ausklingen lässt: "Ich glaube nicht, dass die Bayern ausscheiden, schon allein weil es noch ein Rückspiel gibt."

Es kann durchaus sein, dass der FC Bayern München nach dem ersten Spiel des Champions-League-Viertelfinales beim FC Porto am Dienstag (20.45 Uhr live auf tm3) das Rückspiel benötigen wird, um einen Ausrutscher an Portugals Küste auszumerzen. Denn das Geschäft, man weiß es, ist ein schnelllebiges, und die Bayern der ersten April-Tage 2000 sind nicht mehr die Bayern der letzten Märzwochen. Drei Unentschieden in Folge sorgten dafür, dass der an der Säbener Straße so unbeliebte Herr Daum mit seiner Leverkusener Betriebssportgruppe plötzlich den ersten Rang der Bundesliga besetzt. Manager Uli Hoeneß sagt: "Man sollte nicht so tun, als ob wir kein Spiel mehr unentschieden spielen dürften. Es geht mir schon auf die Nerven, wenn so getan wird, als ob das eine Katastrophe sei."

In Porto zumindest wäre man mit der Teilung der Punkte einverstanden. Denn die Form-Baisse in der heimischen Liga hängt nach Ansicht der Bayern-Verantwortlichen und der Spieler direkt mit der europäischen Verpflichtung zusammen. "Wir hatten zuletzt die Champions League im Hinterkopf", gestand Trainer Ottmar Hitzfeld, der beim sonntäglichen Abschlusstraining vor dem Abflug 40 Minuten lang mit Torwart Oliver Kahn konferierte. "In solchen Situationen muss man Gespräche mit den Spielern suchen. Wir haben darüber gesprochen, wie es weitergeht." Am besten anders als zuletzt, da mit einer schwachen Defensiveinstellung in der Liga wichtige Punkte vergeben wurden.

Karl-Heinz Rummenigge bekennt sich zur nationalen Meisterschaft. "Es ist riskant, sich nur auf die Champions League zu konzentrieren - da ist man schnell weg. Es ist sicher leichter Meister zu werden. Doch so gefährden wir unsere Saisonziele", sagte der Vizepräsident des FC Bayern. Und ganz sicher ist es auch leichter, mit Schwung aus der heimischen Liga durch Europa zu reisen, als hier plötzlich Kräfte einsetzen zu wollen, die man dort gespart hat. So etwas funktioniert selten. Immerhin soll Stefan Effenberg, der zuletzt in Wolfsburg wegen eines Blutergusses und einer Muskelverhärtung aussetzte, wieder mitmachen. Das Fehlen des Mittelfeldregisseurs trifft die Bayern immer besonders arg. Endgültig wird sein Einsatz aber erst kurzfristig entschieden. Ottmar Hitzfeld weiß: "Wenn der Stratege ausfällt, fehlt das Überraschungsmoment". Wahrscheinlich ist auch Mehmet Scholl wieder dabei, der an einem Sehneneinriss an der Schulter leidet.

Damit wäre zumindest die offensive Abteilung entscheidend gestärkt. Portos Hintermannschaft ohne Nationaltorwart Vitor Baia und Verteidiger Secretario sollte den Bayern ohnehin keine Angst bereiten. Wichtig wird im Land der Lusitaner aber auch sein, wie die zuletzt schwache eigene Abwehr mit Portos Stürmer Mario Jardel umgeht. Der ist mit acht Treffern der erfolgreichste Torschütze in der Champions League. Und er gab bereits Empfehlungen für alle Tipper ab: "Wir gewinnen in Porto, spielen in München unentschieden und kommen weiter". Derweil bemühte Bayern-Verteidiger Markus Babbel große Worte: "In der Champions League ist bedingungsloser Kampf um Alles oder Nichts gefragt. An einem Erfolg könnten wir uns wieder hochziehen." Offensichtlich denkt der Verteidiger vor dem Champions-League-Spiel bereits an die Bundesliga. Das ist neu.

Detlef Dresslein

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