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Sport: Der Wille fehlt

Warum die Eisbären unter Jackson schlecht spielen

Von Katrin Schulze

Berlin - Rob Zepp wirkte ratlos. Er zuckte mit den Schultern, suchte nach Worten. Doch Gründe für die peinliche 1:2-Niederlage seiner Eisbären gegen den Tabellenletzten der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) Füchse Duisburg wollten dem Berliner Torwart nicht einfallen. An dem Trainer habe es jedenfalls nicht gelegen, fand Zepp.

Der stand nach zwei Spielen erstmals wieder hinter der Bande. „Einen Gefallen hat mir das Team mit der Vorstellung nicht getan“, sagte Don Jackson. Aber in den beiden Partien zuvor hatte es sich ja ins Zeug gelegt. Da hatte sich Jackson wegen familiärer Probleme noch in den USA aufgehalten, die Eisbären spielten – unter ihren Kotrainern Jeff Tomlinson und Hartmut Nickel – souverän, gewannen deutlich gegen Straubing und Augsburg. Beim Spiel gegen Duisburg war von dieser Dominanz nichts mehr zu spüren, denn die Berliner präsentierten sich fast schon lethargisch und mussten sogar ihre einst unantastbar scheinende Tabellenführung hergeben.

Unter der Regie von Jackson verloren die Eisbären nun im Jahr 2008 bereits fünf von sechs Spielen. Woran liegt es, dass die Eisbären ohne ihren Trainer scheinbar besser spielen als mit ihm? Jackson selbst sprach nach dem Spiel gegen Duisburg vom fehlenden Respekt seiner Mannschaft gegenüber dem Gegner, von einem generellen Einstellungsproblem will er aber nichts wissen. Am Sonntagnachmittag suchte man den unbedingten Siegeswillen der Eisbären jedenfalls vergebens. Das sah sogar der gegnerische Trainer Karel Lang so. „Ich hatte das Gefühl, meine Mannschaf t wollte den Erfolg mehr“, sagte Duisburgs Trainer. Auch Eisbären-Stürmer Sven Felski räumte ein, dass „bei so vielen Saisonspielen der Kopf und die Beine nicht immer zu hundert Prozent funktionieren können“.

Dass dieses Phänomen ausgerechnet dann auftritt, nachdem Jackson zur Mannschaft zurückgekehrt ist, wirft schon Fragen auf: Fühlte sich die Mannschaft vom Trainer verlassen? Und ließ ihn deshalb gegen den Tabellenletzten im Stich? „Eigentlich erwartet man, dass Profis mit so einer Situation umgehen können“, sagt Sportpsychologe Werner Mickler. „Trotzdem kann so etwas vorkommen.“ Gegen die Füchse Duisburg schien selbst eine „raue Ansprache“ Jacksons nach dem desolaten ersten Drittel die Eisbären nicht zu erreichen. „Natürlich können gerade im Eishockey Abnutzungerscheinungen entstehen, weil die Trainer enger als beispielsweise im Fußball mit der Mannschaft zusammenarbeiten“, sagt Mickler. Aber auf der anderen Seit gäbe es deshalb auch mehr Möglichkeiten, auf die Jackson vor dem Spiel in Iserlohn (heute 19.30 Uhr) zurückgreifen könne. Bis dahin sollten die Eisbären ihre Ratlosigkeit abgelegt haben.Katrin Schulze

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