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Sport: Derby gegen … Hamburg!

Die Berliner Eisbären starten erstmals ohne ihren Lieblingsfeind, die Capitals, in eine Eishockeysaison

Von Claus Vetter

Berlin. Detlef Kornett hatte Wichtiges zu sagen. Als die Hamburg Freezers und die Berliner Eisbären vor ein paar Wochen in London erstmals aufeinander trafen, stürmte der Chef der europäischen Filiale des Eigners beider Klubs, der Anschutz-Gruppe, in die Kabinen und klärte die Spieler darüber auf, „dass das Spiel ein Derby ist“. Geht es nach Kornett, dann soll der neue Klub Hamburg Freezers den Platz der Capitals einnehmen und so das bei den Fans so beliebte Berliner Derby einen Nachfolger finden.

Für die Eisbären beginnt heute mit einem Gastspiel in Mannheim die Saison in der Deutschen Eishockey-Liga, am Sonntag geht es im ersten Heimspiel gegen Krefeld (in Hohenschönhausen und nicht, wie am Donnerstag irrtümlich gemeldet, in der Deutschlandhalle). Die Berliner müssen sich umorientieren. Die vier wichtigsten Spiele der Saison gibt es nicht mehr. Der hochverschuldete Erzrivale Capitals ist in der vierten Liga verschwunden.

Wenn Capitals und Eisbären aufeinander trafen, gab es volle Hallen, und stets wurde das Derby zu einem Ost-West-Konflikt hochstilisiert. Das alles wird beim Spiel Eisbären gegen Hamburg wegfallen. Erst im Sommer wurden die München Barons als Freezers an die Elbe verfrachtet. Noch ist das Team aus Hamburg ohne Profil, ohne Fans und steht maximal für professionelles Geschäftsdenken Marke Nordamerika: In einer 14 000 Zuschauer fassenden Multifunktionsarena sollen die Freezers für bessere Umsätze sorgen als die sportlich zwar erfolgreichen, aber finanziell erfolglosen Barons. Allerdings ist die Halle neben der AOL-Arena erst am 12. November bezugsfertig. Die Freezers starten mit zwölf Auswärtsspielen in die Saison.

Doch so ganz ohne Brisanz ist das Verhältnis beider Klubs von Anschutz nicht. Angeblich haben die Hamburger ein höheres Budget als die Berliner, und dann sollen die Freezers den Eisbären auch schon einen Spieler vor der Nase wegverpflichtet haben. Bei Anschutz hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Als es die Barons noch gab, war das Kräfteverhältnis klar: Das Lieblingskind spielte in Berlin – die Eisbären waren zwar sportlich erfolgloser als München, hatten aber mehr Fans. Nun fasst die Halle der Eisbären aber gerade 5000 Besucher, und das sieht im Vergleich mit Hamburg und seiner viel größeren Arena zumindest in der Zuschauergunst nach einer klaren Niederlage aus. Die von Anschutz geplante Arena am Ostbahnhof wird vielleicht erst in zwei Jahren gebaut.

Egal, sagt Kornett, „Berlin ist wichtig und wird noch wichtiger werden“. Und noch ein Grund spricht aus der Sicht von Anschutz für die Eisbären: In Hamburg ist das Unternehmen nur Hallenbetreiber und nicht Halleneigner, hat zudem noch 30 Prozent der Klubanteile an den Freezers an den finnischen Hallenerbauer Harry Harkimo abgetreten.

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