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Sport: "Deutschland ist im Niedergang"

Wer immer noch nicht an das Ende des Tennisbooms der Neunziger Jahr geglaubt hat, den dürfte diese Meldung eines Besseren belehren: Ion Tiriac geht mit seinem Masters-Series-Turnier von Stuttgart nach Madrid und sagt dem Tennis-Standort Deutschland schwere Zeiten voraus. "Es ist hier nicht mehr möglich, ein Turnier dieser Größenordnung über Sponsoren zu finanzieren", sagte der Rumäne.

Wer immer noch nicht an das Ende des Tennisbooms der Neunziger Jahr geglaubt hat, den dürfte diese Meldung eines Besseren belehren: Ion Tiriac geht mit seinem Masters-Series-Turnier von Stuttgart nach Madrid und sagt dem Tennis-Standort Deutschland schwere Zeiten voraus. "Es ist hier nicht mehr möglich, ein Turnier dieser Größenordnung über Sponsoren zu finanzieren", sagte der Rumäne. In den nächsten fünf Jahre ist die spanische Hauptstadt Austragungsort des ersten von zwei Hallen-Veranstaltungen der Masters Serie, die in Paris-Bercy alljährlich ihren Abschluss findet. Auf weitere fünf Jahre wurde mit der ATP-Tour eine Option vereinbart.

Online-Gaming Spiel, Satz und Sieg: Der Pong-Klon von meinberlin.de Der Jubel in Madrid hielt sich in Grenzen. Den großen Zeitungen des Landes war der Wechsel kaum eine Zeile wert. Dabei soll das Turnier, das vom 14. bis 20. Oktober 2002 in dem auf 12 000 Zuschauer erweiterten "Rockodrom" ausgetragen werden soll, als Werbung für die Olympia-Bewerbung dienen. Tiriac verglich den Deal am Freitag bei einer Pressekonferenz in Stuttgart mit seinem Engagement in Hannover, wo er mit der ATP-Weltmeisterschaft äußerst erfolgreich für die Expo 2000 geworben hat: "Bedenkt man die weltweite Beachtung sind die Kosten eher gering."

Auch Stuttgart will Olympia ausrichten. "Es ist sicher ein immenser Image-Verlust für die Stadt", sagte Messedirektor Klaus- Dieter Heldmann. "Wir hätten das Turnier gerne behalten, aber die Vermarktung reicht nicht zur Deckung der Preisgelder." Als Gründe machte Heldmann die Pleite des globalen Masters-Vermarkters ISL sowie die schlechte TV-Präsenz aus.

Wenn Tennis im Bezahlfernsehen gezeigt wird, bleiben die Sponsoren aus - so lautet die Rechnung, die auch Georg von Waldenfels aufmacht. Der Präsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB) fürchtet wie Tiriac, dass die Pleitenserie noch lange nicht zu Ende ist. "Wir werden noch manche Überraschung erleben." Auch andere Turniere kämpften ums Überleben. Die Preisgelder seien viel zu hoch und müssten "um mindestens 30 Prozent gesenkt werden".

Das vom DTB veranstaltete Sandplatzturnier am Rothenbaum ist nach dem Aus in Stuttgart und der WM in Hannover die einzige Topveranstaltung der ATP-Tour in Deutschland. Trotzdem steht Ungemach ins Haus. Die ATP fordert einen umfangreichen Ausbau der Anlage, damit ein gemeinsames Turnier mit der WTA-Tour möglich ist. Ohne Zusage einer Nutzung über die erlaubten vier Wochen pro Jahr hinaus ist das für den Verband aber kein Thema - zumindest in Hamburg. Auch Berlin und Frankfurt sind im Gespräch. Die Hoffnung, Hamburgs Olympia-Bewerbung brächte Bewegung in die Angelegenheit, bestätigte sich nicht. Tiriac sagt: "Deutschland ist im Niedergang, während die Entwicklung von Frankreich bis China nach oben geht."

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