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Sport: Deutschlandhalle, basta!

Die Eisbären ziehen für einige Spiele westwärts

Von Claus Vetter

Berlin. Gerade in Berlin angekommen, ist es für einen Profi aus den USA schwer, die Verhältnisse im Berliner Eishockey zu verstehen. Seit Mittwoch hat John Gruden mit seinem neuem Klub, dem EHC Eisbären, in der Deutschlandhalle trainiert und dabei gestaunt. „Eine schöne Halle, größer als die andere. Warum spielen wir denn nicht hier?“, hatte Gruden gefragt. Das war naiv. Die Mitspieler haben den Amerikaner darüber aufgeklärt, dass die EHC-Fans nun mal im Wellblechpalast in Hohenschönhausen zu jubeln wünschen. An der Stätte des EHC Dynamo, Vorgänger der Eisbären zu DDR-Zeiten. Doch ist dies ein Wunsch, der kommende Saison nicht immer in Erfüllung gehen dürfte. John Gruden wird die Deutschlandhalle wiedersehen, spätestens in den Play-offs: „Dann müssen wir in der Deutschlandhalle spielen“, sagt Billy Flynn, Marketingleiter der Eisbären. „Und damit basta."

Dieses „Basta“ dürfte einige der diskutier- und demonstrationsfreudigen Fans der Eisbären ganz schön ärgern. Momentan wird im Sportforum renoviert, daher waren die Eisbären - seit Montag im Trainingslager in Schweden - bis Sonntag in der Deutschlandhalle auf dem Eis. Training in Charlottenburg, tief im Westen? Das geht ja noch. Aber in der Halle des inzwischen viertklassigen Rivalen Capitals spielen? „Es wird nicht anders gehen“, sagt Flynn. „Im März 2003 findet im Sportforum die WM im Eisschnelllauf statt. Die Stadt Berlin hat uns untersagt, während dieser Zeit unsere Heimspiele dort auszutragen."

Es liegt auch am Geld. . .

Aus wirtschaftlicher Sicht hat der Umzug Vorteile: Die Deutschlandhalle bietet Platz für knapp 9000 Zuschauer, ins Sportforum Hohenschönhausen passen nur 5000. Trotzdem weiß der Marketingchef des EHC, dass viel Überzeugungsarbeit zu leisten sein wird. So wurden vergangene Saison in den Play-offs Umzugspläne in die Arena am Messegelände nach Fanprotesten verworfen. „Mit Gewalt geht da gar nichts“, sagt Flynn. „Wir müssen die Situation haben, dass wir bei einem ausverkauften Spiel 2000 Fans nach Hause schicken müssen. Die Ängste der Fans verstehen wir. Aber wir müssen ihnen verständlich machen, dass wir nicht für jedes Spiel in die Deutschlandhalle wollen. Gegen einen Gegner wie Ingolstadt werden wir in jedem Fall im Wellblechpalast bleiben."

. . .aber es liegt nicht nur am Geld

Wirtschaftlichkeit ist laut Flynn nicht der entscheidende Faktor, für einige Spiele in die Deutschlandhalle umzuziehen. „Es geht um mehr Popularität, die bekommen wir nur durch mehr Zuschauer. Wir haben jetzt eine neue Rolle, schließlich sind wir nach dem Abstieg der Capitals das Berliner Team.“ Leider eines, dass in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mit der drittkleinsten Halle auskommen muss. Übernächste Saison, nach Fertigstellung der Arena in Ingolstadt, wird nur noch Iserlohn weniger Zuschauer begrüßen können als die Eisbären.

Provoziert etwa die Konkurrenz im eigenen Hause den Umzug in die Deutschlandhalle? Schließlich hat Eisbären-Eigner Philip Anschutz im Sommer aus den München Barons die Hamburg Freezers gemacht und ab November wird das neue Team neben der AOL-Arena vom Hamburger SV seine Heimspiele vor bis zu 15 000 Zuschauern in Deutschlands zweitgrößter Halle austragen. „Wenn die mehr Zuschauer haben als wir, dann ist das schön und ein Beleg für gute Öffentlichkeitsarbeit in Hamburg, aber doch nicht unsere Schwäche“, sagt Flynn.

„Ein Vergleich mit Hamburg ist erst möglich, wenn unsere neue Halle am Ostbahnhof steht.“ Aber wann steht diese Halle denn überhaupt? „Im Jahr 2005 oder 2006.“ Alles Argwöhnen um den Baubeginn der geplanten Großarena für 16 500 Zuschauer findet Billy Flynn reichlich lächerlich. Sein Hinweis: „Wenn du mit Hektik baust, dann hast du Wasser im Keller."

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