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Fußball-Nationalteam vor Olympia-Auftakt : „Wir werfen alles in die Waagschale“
Am Donnerstag trifft das deutsche Team bei den Olympischen Spielen auf Australien. Für Horst Hrubesch ist es das letzte große Turnier – für die Mannschaft eine große Chance.
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Wenn Horst Hrubesch von Olympia erzählt, strahlt er. Für ihn haben die Spiele einen besonderen Charakter. „Das kannst du nicht erklären, das musst du erleben“, sagt er immer wieder über die Atmosphäre bei Olympia, die er 2016 mit dem Silbererfolg der deutschen Männer-Auswahl in Rio bereits miterlebte.
An diesem Donnerstag findet das Olympia-Auftaktspiel der DFB-Frauen statt. Bereits vor der Eröffnungsfeier. Für Hrubesch ist es das letzte große Turnier, für seine Elf eine Chance, sich mit einer richtungsgebenden Reaktion auf das Ausscheiden in der Gruppenphase bei der WM 2023 auch international wieder zu beweisen.
Zwischen Hoffnung und Rückschlägen
Ein flüchtiger Blick auf die vergangenen Erfolge und Spiele der DFB-Elf um Hrubesch wirft ein gemischtes Bild aus Hoffnung und Ruckschlägen auf. Die deutschen Fußballerinnen gehörten lange Zeit zur absoluten Weltspitze. Der Frauenfußball hat international in den vergangenen Jahren allerdings erheblich an Qualität gewonnen – und das ist zunehmend zum Problem für die Deutschen geworden.
Nach der erfolgreichen EM 2022 mit der unglücklichen Niederlage im Finale gegen England, folgte mit der WM 2023 in Australien ein herber Rückschlag. Die danach angekündigte Aufbereitung fiel krankheitsbedingt aus, wenig später endete die Zusammenarbeit des DFB mit Martina Voss-Tecklenburg. Es folgte mit Horst Hrubesch als Trainer zunächst eine Interimslösung.
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Nach dem Trainer-Wirrwarr und entgegen der Befürchtungen gaben die EM-Qualifikationsspiele der Mannschaft zuletzt neuen Schwung, den sie auch für Olympia nutzen wollen. Die unerwartete 0:3-Niederlage in Island vor zwei Wochen stellte nur einen kurzzeitigen Rückschlag für die Mannschaft dar, den Hrubesch als „Warnschuss“ betitelte. Im Anschluss folgte mit dem 4:0 gegen Österreich eine deutliche Reaktion.
Oberdorf-Ausfall
Auf den wichtigen Sieg in Hannover sollte gleichzeitig eine bittere Nachricht für die Mannschaft folgen: der Ausfall von Führungsspielerin Lena Oberdorf. Ein Kreuzbandriss lässt Oberdorfs Traum von Olympia platzen, die Mannschaft muss ohne ihre Mittelfeldstrategin nach Frankreich reisen. Die Wolfsburgerin Janina Minge wurde für Oberdorf nachnominiert.
Mit den Worten „First step done“ und einem Daumen nach oben meldete sich Oberdorf nach ihrer OP auf Instagram bereits zurück. Hrubesch und Popp nehmen den schweren Ausfall als Ansporn: „Wir werden für sie hier weiterspielen“, sagte Popp der Deutschen Presse-Agentur und blickt nach vorn in Richtung Olympia.
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USA und Australien als harte Brocken
Der Oberdorf-Ausfall stellt nicht die einzige Herausforderung dar. Olympia wird vor allem mit Blick auf die Gegnerinnen in Gruppe B eine anspruchsvolle Mission für das deutsche Team: Australien, Sambia und die USA warten bereits in der Vorrunde. Vor allem die Spiele gegen Australien und die USA werden die DFB-Frauen fordern.
Deutschland steht aktuell hinter Spanien, Frankreich und England auf Fifa-Weltranglistenplatz vier. Dicht gefolgt von den Rekord-Olympiasiegerinnen aus den USA, die lange Zeit die Weltspitze des Fußballs angeführt und bei den ersten fünf Austragungen der Olympischen Spiele viermal Gold holen konnten.
Auch mit Australien wartet in der Auftaktpartie ein Gegner, den das Team um Popp nach deren erfolgreichen vierten Platz bei ihrer Heim-WM 2023 sicher nicht unterschätzen werden. Fünfmal trafen beide Teams bisher aufeinander, drei dieser Duelle konnte die DFB-Elf für sich entscheiden. Dass Starstürmerin Sam Kerr wegen eines Kreuzbandrisses ausfällt, könnte den deutschen Frauen in die Karten spielen.
„Eine gewisse Anspannung ist da, aber das ist gut, die wollen wir mitnehmen“, sagt Hrubesch dem ZDF nach seiner Ankunft in Marseille. Die Sieger und Zweitplatzierten der drei Gruppen sowie die zwei besten Gruppendritten sind direkt für das Viertelfinale qualifiziert.
Sehenswerter Medaillenspiegel des DFB-Teams
Die DFB-Frauen haben bei Olympia schon einige Medaillen geholt: In Sydney (2000), Athen (2004) und Peking (2008) gab es jeweils Bronze, 2016 sogar Gold. Die letzten Olympischen Spiele 2021 in Tokio verpasste das Team allerdings.
Wir haben eine gute Qualität. Wir wissen, was wir können und was wir wollen
Horst Hrubesch, Trainer des DFB-Teams gegenüber dem ZDF
Nicht zuletzt gibt die Qualität der Spielerinnen Hoffnung für erfolgreiche Spiele in Paris. Nachdem die erfahrene und kopfballstarke Alexandra Popp nach einer Reizung am Fuß in den letzten zwei Spielen geschont wurde, wird sie für das Auftaktspiel vermutlich wieder auf dem Platz stehen. Und das überraschend vielleicht sogar als Sechserin. Die Top-Stürmerin reagiert gelassen auf die mögliche Umstellung und verweist bei dpa darauf, dass sie schließlich auch aus dem zentralen Mittelfeld torgefährlich werden kann.

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Neben erfahrenen Spielerinnen wie Popp, Hendrich und Hegering liegt bei Olympia viel Hoffnung auf dem jungen Offensivtrio Lea Schüller, Klara Bühl und Jule Brand. Die drei „Flitzer“, wie Popp sie auch bezeichnet, haben vor allem im letzten Test gegen Österreich bewiesen, dass sie vor dem Tor brandgefährlich werden können.
An der geglückten Generalprobe vor Olympia hatte auch Elisa Senß großen Anteil. Nach ihrer Einwechslung war sie an zahlreichen Offensivaktionen beteiligt, legte einen Treffer für Schüller auf und könnte auch bei Olympia frischen Wind ins Spiel bringen.
Abschied mit Medaille für Horst
Hrubesch erkennt ebenfalls die Stärken seines Teams: „Wir haben eine gute Qualität. Wir wissen, was wir können und was wir wollen“, sagt der passionierte Angler dem ZDF-Morgenmagazin. Dass der 73-Jährige einen guten Draht zur Mannschaft hat, bestätigt auch DFB-Direktorin Nia Künzer. „Er ist sehr klar, sehr einfach, sehr unkompliziert. Er kommuniziert, was er will, was er erwartet.“ Eine gute Voraussetzung für seinen letzten Auftritt mit den DFB-Frauen.
Für Hrubesch stellt das Mega-Event in Paris das letzte große Turnier dar. Nach Olympia trennen sich die Wege von dem begnadeten Nachwuchstrainer und den DFB-Frauen. Nachfolger wird Christian Wück, der während Olympia als Tribünengast aus der Distanz zusehen wird.
Für die letzte gemeinsame Reise will Hrubesch nochmal „alles in die Waagschale werfen“, sagte er dem ZDF. Damit er auch nach diesen Olympischen Spielen wieder strahlen kann.
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