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Brüder im Glanze.

© REUTERS

Sport: Die Chance im Arm halten

Portugal und die Elfenbeinküste trennen sich 0:0. Die beste Nachricht des Spiels ist aber das Comeback von Didier Drogba

Um kurz nach fünf dröhnten die Trommeln noch etwas lauter durch den Regen und den Wind, der vom Indischen Ozean herüberwehte. Der Beifall schwoll an auf ein Niveau, dass von den Vuvuzelas kaum noch etwas zu hören war. Es galt, einen besonderen Moment zu feiern bei der ersten Weltmeisterschaft in Afrika. Didier Drogba, der prominenteste, beliebteste und wohl auch beste Spieler des Kontinents, verließ die Ersatzbank und lief sich warm. In der 66. Minute war es so weit: Elf Tage nach seinem Ellenbogenbruch betrat Drogba im Austausch gegen Salomon Kalou den Rasen in Port Elizabeth, um die Elfenbeinküste zu unterstützen im Spiel gegen Portugal.

Es war ein symbolischer Einsatz, der den Ivorern Hoffnung machte auf mehr. Wenn es schon weitgehend ohne Drogba zu einem 0:0 reichte gegen den WM-Vierten Portugal, dann ist in den weiteren Spielen der Gruppe G gegen Brasilien und Nordkorea auch die Qualifikation fürs Achtelfinale möglich. „Er war sehr wichtig für uns und wird in den nächsten Spielen noch wichtiger werden“, sagte Sven-Göran Eriksson, der Trainer der Elfenbeinküste, und wenn es denn einen Sieger hätte geben müssen, wäre das seinTeam gewesen – was Portugals Trainer Carlos Queiroz naturgemäß anders sah: „Es ist schwer, wenn du es mit einem Gegner zu tun hast, der nur hinten drin steht.“

In Abwesenheit von Drogba machte zunächst Portugals Weltstar das Nelson-Mandela-Bay-Stadion zu seiner Bühne. Cristiano Ronaldo zeigte manche Mätzchen, aber auch viele wunderschönen Dinge, die diesen mit allen Gaben gesegneten Fußballspieler nun mal zu einem ganz besonderen machen. Schon nach ein paar Minuten lief er Didier Zokora so unwiderstehlich davon, dass der Verteidiger vom FC Sevilla nur noch die Beine des Weltstars traf und sich dafür die Gelbe Karte abholte. Seinen spektakulärsten Auftritt hatte der Stürmer von Real Madrid mit einer der für ihn so charakteristischen Körpertäuschungen. Ronaldo schob sich den Ball hinter dem linken Standbein auf den rechten Fuß und schoss aus gut 30 Metern halbhoch an den linken Pfosten.

Ronaldo stand typisch für Portugals Spiel, das sehr viel gemein hatte mit dem, was das Klischee zumeist afrikanischen Mannschaften zuschreibt: sehr viel Kleinkunst am Ball, hübsch anzuschauen, aber geprägt auch von einer hohen Fehlerquote, vor allem wenn Danny, Deco oder eben Ronaldo am Ball waren. „Noch ist für uns alles drin“, sagte Ronaldo. „Natürlich hätten wir lieber gewonnen, aber auch England und Frankreich haben Punkte abgegeben. Ich bin sehr zuversichtlich!“

Im Vergleich dazu kam das Team der Elfenbeinküste eher europäisch daher: Zurückhaltend in der Spielanlage, versiert im Passspiel; interpretiert von Könnern wie den Brüdern Yaya und Kolo Touré, Gervinho oder Aruna Dindane. Dazu scheuten die Ivorer nicht die körperliche Auseinandersetzung – wie es sich gehört für ein Team mit dem Kampfnamen „Die Elefanten“. Als Guy Demel den Irrwisch Ronaldo einmal am Fuß erwischte, der Schiedsrichter nicht pfiff und der Portugiese eine abwertende Geste andeutete, sah er sich sofort umringt von drei Gegnern – sie dürften ihm keine Freundlichkeiten geflüstert haben. Schiedsrichter Jorge Larios, als Uruguayer dem körperbetonten Spiel nicht abgeneigt, zeigte Demel und Ronaldo jeweils die Gelbe Karte.

Portugal hatte weiterhin mehr vom Spiel, auch als Drogba mitmachen durfte, den Ellenbogen geschützt von einer Bandage, die der Weltverband Fifa vor dem Spiel eigens genehmigt hatte. Der Weltstar kämpfte noch mit Anpassungsproblemen und hatte seine auffälligste Szene, als er in der Nachspielzeit in Bedrängnis knapp scheiterte. Aber Drogba ist angekommen im Turnier, und das ist für die WM und für Afrika von unschätzbarer Bedeutung.

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