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Sport: „Die Decke ist zu kurz“

Senat streicht zwei Millionen Euro bei der Sportförderung

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Berlin. Sparen tut weh. Dass die Berliner Sportvereine 2004 vom Senat nur noch 7,5 Millionen Euro bekommen, schmerzt den Landessportbund (LSB) sehr. Zwei Millionen Euro Fördermittel werden der Haushaltssanierung geopfert. Die Folgen beschreibt LSB-Direktor Norbert Skowronek so: „Es wird Abstriche beim Training im Nachwuchsleistungssport geben; wir haben weniger Geld für die Übungsleiter und müssen auf die eine oder andere internationale Veranstaltung verzichten.“

Als Beispiel nennt er die Beachvolleyball-Weltmeisterschaft, die 2007 nach Berlin kommen soll. Im Vorfeld wird es – in den nächsten drei Jahren – „World Series“-Veranstaltungen in der Hauptstadt geben. Das kostet pro Jahr etwa 500 000 Euro. „Jetzt müssen wir überlegen, ob wir künftig auf solche Wettbewerbe oder auf den Nachwuchs- und Breitensport verzichten müssen“, sagt Skowronek. In den nächsten Tagen wird der Landesportbund darüber beraten, wie mit der Kürzung umgegangen werden soll, „ohne die Strukturen kaputtzumachen“.

Die Sportler wollen offenbar versuchen, einen Teil des neu entstandenen Finanzlochs mit Lottomitteln zu stopfen. Neben der „Kernsportförderung“ aus dem Landeshaushalt stehen jedes Jahr 1,5 Millionen Euro für Bauvorhaben der Vereine und 10 Millionen Euro für Sportprojekte zur Verfügung, die der Beirat der „Stiftung Deutsche Klassenlotterie“ verteilt. Aus diesem Topf werden unter anderem der Kindersport und Programme für Senioren finanziert, um Rücken- und Kreislaufproblemen oder dem Übergewicht vorzubeugen. Aber auch Wettkämpfe und Meisterschaften der Berliner Sportvereine sind von den Lottomitteln abhängig. Vielleicht lässt sich manches neu verteilen. „Aber egal, an welchem Zipfel wir ziehen – die Decke ist zu kurz“, so Skowronek.

Trotzdem jammert der Landessportbund nur in Maßen. Es hätte noch schlimmer kommen können: Finanzsenator Thilo Sarrazin wollte fünf Millionen Euro aus der Sportförderung herausnehmen. Dass die Kürzung geringer ausfällt, wertete Sportsenator Klaus Böger gestern als Erfolg. Positiv zu bewerten sei auch, dass es bei der kostenlosen Nutzung der Sportstätten bleibe und die Lottostiftung nicht aufgelöst werde. Dieser Forderung der PDS hat sich die SPD verweigert. Wenn man die Probleme andernorts sehe, stehe Berlin „gar nicht so schlecht da“, meinte Böger.

Andernorts gibt es aber auch Initiativen, an denen sich die Hauptstadt orientieren könnte. Niedersachsen schließt Sportförderverträge über mehrere Jahre ab, um Planungssicherheit zu haben, und hat 50 neue Trainer für den Nachwuchssport eingestellt. In Nordrhein-Westfalen gibt es eine finanziell gut ausgestattete Sportstiftung, und in Hamburg haben Senat sowie Industrie- und Handelskammer eine „Stiftung Sportförderung“ gegründet, die aus 10 Cent auf Eintrittskarten und Unternehmensgeldern gespeist wird.

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