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Sport: Die deutsche 4 x 400-m-Staffel - Nicht alle Staffelläuferinnen freuten sich über die Bronze-Medaille

Enttäuscht war sie nicht, aber mehr erwartet als die Bronzemedaille hatte sie schon. Die Leverkusenerin Anke Feller lief als Startläuferin der deutschen 4 x 400-m-Staffel ihr bisher bestes Rennen in diesem Quartett.

Enttäuscht war sie nicht, aber mehr erwartet als die Bronzemedaille hatte sie schon. Die Leverkusenerin Anke Feller lief als Startläuferin der deutschen 4 x 400-m-Staffel ihr bisher bestes Rennen in diesem Quartett. Sie war beim WM-Sensationssieg vor zwei Jahren in Athen und auch beim neuen Triumph 1998 bei der EM in Budapest der kleine Schwachpunkt im Team. Im "Playboy" sorgte die Läuferin mit der Model-Figur in der Folge des WM-Sieges für mehr Aufsehen als mit ihren sportlichen Leistungen. In Sevilla war das anders. "Sonst habe ich auf den letzten 100 Metern immer ein Problem mit der Konzentration, dieses Mal habe ich mich zusammengerissen", erzählte Anke Feller. "Angesichts meiner Position bei der Übergabe des Stabes und dieser Ausgangslage hatte ich schon mehr erwartet."

Von der dritten Goldmedaille durfte das Quartett in diesem Augenblick zu Recht träumen. Erstmals seit jenem 10. August 1997 im Athener Olympiastadion waren sie wieder in der damaligen Besetzung und sogar in der identischen Reihenfolge angetreten, mit Feller, Rohländer, Anja Rücker und Grit Breuer. "Never change a winning team", hatte die 400-m-Silbermedaillengewinnerin Rücker vorher gesagt. Doch Gewinner waren dieses Mal die Russinnen vor dem US-Quartett. Das deutsche Team war genau 1,5 Sekunden langsamer als in Athen.

Der starke Lauf der Anke Feller, die fast gleichauf mit den Führenden wechselte, war vielleicht nicht gut für Uta Rohländer. Die 30-Jährige vom SV Halle muss in Euphorie verfallen sein. "Sie hat uns später gesagt, dass sie zu schnell angelaufen ist. Bei 300 Meter bekam sie ein Problem, hat beißen müssen und ist nun ziemlich fertig", erklärte Anke Feller stellvertretend für Uta Rohländer, die keine große Lust mehr hatte, zu ihrem Rennen Stellung zu nehmen, bei dem sie auf den letzten 100 Metern einen Einbruch erlebt hatte. Mehr als "ich bin zufrieden, jedes Rennen ist anders, Hauptsache wir haben eine Medaille gewonnen", war Uta Rohländer nicht zu entlocken. Sie wusste, dass sie genau jene Zeit verloren hatte, die am Ende zur Goldmedaille fehlte.

Weniger enttäuscht waren Grit Breuer (SC Magdeburg) und Anja Rücker (TuS Jena). "Es ist ein großer Erfolg für mich, eine zweite Medaille gewonnen zu haben - das war eine tolle Woche", sagte die 26-jährige Rücker. Sie führte die Staffel von Platz fünf auf Platz drei nach vorne, Grit Breuer schloss dann die Lücke zu Russland und den USA. "Aber das hat zu viel Kraft gekostet. Am Ende fehlte der letzte Kick", sagte Breuer. "Ich wollte unbedingt eine Medaille", sagte die 400-m-Europameisterin. "Und ich wollte beweisen, dass Deutschland eine starke Staffelnation ist." Das ist ihr in Sevilla gelungen.

Mit heftiger Kritik am DLV reagierte Rückers Trainerin Karin Balzer in der "Thüringischen Landeszeitung". Sie hatte erwartet, daß die im Halbfinale so überzeugende Erfurterin Anja Knippel für "die bei der ganzen WM etwas saft- und kraftlos wirkende Uta Rohländer läuft". Zum anderen hätte Anja Rücker einen Tag Pause erhalten sollen, um im Finale als Schlussläuferin "eventuell noch die Kohlen aus dem Feuer holen zu können". Der DLV hatte anders entschieden. Karin Balzer: "Wahrscheinlich hat sich wieder einmal Grit Breuer mit ihrer selbstdarstellerischen Art bei den Funktionären durchgesetzt."

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