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Zentral gesteuert. Trainer Dagur Sigurdsson (mit Taktiktafel) und den Füchsen Berlin stehen die wichtigsten Tage der Saison inklusive zweier Finalturniere bevor.

© imago

Die Füchse Berlin vor den Finalturnieren: Unter Zeitarbeitern

Die Füchse Berlin müssen für ihre beiden Finalturniere ein Team motivieren, das bald auseinanderbricht. Manager Bob Hanning nimmt die Mannschaft in die Pflicht - und glaubt an "den größten Schritt" der Klubgeschichte.

Die Analyse konnte einfach nicht bis nach dem Spiel warten. Nicht an diesem Abend, nicht nach diesem Auftritt. Dabei geht es bei den Füchsen Berlin in der Halbzeit normalerweise so zu wie bei den meisten anderen Klubs der Stadt: ein bisschen Smalltalk, das obligatorische Interview mit dem Co-Trainer, dazu die üblichen PR-Maßnahmen. Nichts Weltbewegendes halt. Beim letzten Heimspiel des Handball-Bundesligisten lohnte es allerdings, in der Pause ein wenig genauer hinzuhören. Bob Hanning hatte das Wort, und der Manager ließ die 5969 Besucher in der Max-Schmeling-Halle ungefragt wissen, wie ihm der Abend bis dahin so gefallen hatte: „Die erste Halbzeit war unterirdisch“, sagte Hanning, „ich hoffe, die Mannschaft reißt sich jetzt zusammen.“

Es war nicht das erste Mal in dieser Saison, dass der Geschäftsführer zum vorletzten Mittel griff und seine Angestellten öffentlichkeitswirksam abmahnte. Weil ähnliche Maßnahmen schon zuvor wirkungslos geblieben waren, bediente sich Hanning im Frühjahr seiner finalen Sanktionsmöglichkeit – und verlängerte einige im Sommer auslaufende Verträge nicht. Fünf neuen Spielern für die kommende Saison stehen die  sicheren Abgänge von Iker Romero, Konstantin Igropulo, Evgeni Pevnov und Petar Nenadic gegenüber. Wie es mit den seit Monaten verletzten Führungsspielern Bartlomiej Jaszka (Schulter) und Denis Spoljaric (Handgelenk) weitergeht, weiß auch niemand genau. So oder so: Das Gesicht des künftigen Füchse-Teams wird sehr bald sehr anders aussehen. „Diese Mannschaft hatte ihre Zeit“, sagt Hanning, „deshalb ist es jetzt auch gut und notwendig, gewisse Veränderungen vorzunehmen.“

Hanning: "Von Außen können wir nichts mehr tun"

Ein kleines Problem birgt die Sachlage allerdings: den Zeitpunkt. Dummerweise stehen den Füchsen und ihren scheidenden Akteuren die wichtigsten acht Tage des Jahres bevor: Am Wochenende reisen sie als Titelverteidiger zum Finalturnier um den DHB–Pokal nach Hamburg, eine Woche später richten sie das Finalturnier um den EHF-Pokal aus, vergleichbar mit der Europa League im Fußball.

Die Aussichten auf den zweiten Titel der Vereinsgeschichte und/oder den ersten Europapokaltitel eines Berliner Handball-Klubs könnten trotz durchschnittlicher Bundesliga-Saison schlechter sein. Andererseits ist den Verantwortlichen auch sehr wohl bewusst, dass sie nach 2013 und 2014 kaum ein drittes Mal den Zuschlag für das Finalturnier im EHF-Pokal bekommen werden. „Den größten Schritt in unserer Geschichte können wir noch machen“, sagt Hanning. „Ich bin gespannt auf den Ausgang, weil ich glaube, dass wir von Außen nichts mehr tun können“, ergänzt der Manager, „die grundsätzliche Bereitschaft, das Brennen, muss jetzt von den Spielern kommen.“ Hartes Training, freie Tage, öffentliche Abmahnungen, individuelle Gespräche, nicht verlängerte Verträge – Hanning und Coach Sigurdsson haben in den letzten Monaten ja auch die komplette Bandbreite ihrer Möglichkeiten genutzt.

Vor den Saison-Höhepunkten vertraut Sigurdsson in erster Linie auf die Erfahrung seines Teams. „Wir sind doch alle erwachsene Menschen, die erfolgreich sein wollen“, sagt der Isländer. „Wir hätten alle mehr davon, wenn wir die nächsten Wochen erfolgreich gestalten könnten“, sagt Hanning. Selbst in auslaufenden Verträgen sind Siegprämien bekanntlich festgehalten. Sigurdsson verweist zudem darauf, dass die Berliner seit Anfang Februar wettbewerbsübergreifend lediglich drei Spiele verloren haben. Faktisch ist dem zwar nicht zu widersprechen. Andererseits kann diese Statistik auch trügen, siehe letztes Heimspiel. Es endete: 33:32 – gegen den Tabellenletzten.

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