zum Hauptinhalt

DIE GEFÄHRLICHE BAHN VON WHISTLER: Bis an die Grenzen des Möglichen – und darüber hinaus

Über die Bob- und Rodelbahn von Whistler wurde schon vor den Olympischen Spielen kontrovers diskutiert. Vor allem, dass die ursprünglich für Geschwindigkeiten von um die 135 Stundenkilometer ausgelegte Bahn tatsächlich um einiges schneller ist, hatte die Athleten besorgt.

Über die Bob- und Rodelbahn von Whistler wurde schon vor den Olympischen Spielen kontrovers diskutiert. Vor allem, dass die ursprünglich für Geschwindigkeiten von um die 135 Stundenkilometer ausgelegte Bahn tatsächlich um einiges schneller ist, hatte die Athleten besorgt. Nach dem tragischen Tod des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili hat sich die Kritik an vermeintlichen Fehlkonstruktionen und Grenzüberschreitungen weiter verschärft. Für den Konstrukteur gibt es dennoch keine Zweifel an den Sicherheitsstandards der Eisrinne im Whistler Sliding Center. „Einen Unfall wie diesen kann man nicht vorhersehen“, sagte Udo Gurgel. „Das war eine Verkettung sehr unglücklicher Umstände.“ Der Ingenieur aus Leipzig ist ein erfahrener Bahndesigner: Die Olympiastrecke von Vancouver ist bereits die neunte Bob- und Rodelbahn, die Gurgel gemeinsam mit seinem Team in den vergangenen 40 Jahren entworfen hat. Mit ihren 16 Kurven verteilt auf 1450 Meter gilt die Bahn in Whistler trotzdem als schnellste und komplizierteste der Welt. „Man geht sofort in die Vollen. Es ist wie eine krasse Achterbahn mit Korkenzieher in der Abfahrt. Nur viel schlimmer“, sagt beispielsweise Bobpilotin Sandra Kiriasis. Die Olympiasiegerin von 2006 hat wie ihr Kollege André Lange einige zusätzliche Testfahrten vor den Spielen in Whistler absolviert und hält den Kanal für „sehr speziell und selektiv“.

Bis zu 20 Prozent Gefälle weist der Eiskanal auf; in einigen Kurven geht es quasi „vom zweiten Stock bis ins Erdgeschoss runter“, wie Rodel-Weltmeister Felix Loch sagt. Besonders heikel ist die letzte Kurve. Auf sie folgt etwa 25 Meter nach dem Ziel die Stelle, an der Kumaritaschwili aus der Bahn katapultiert wurde. „Die Bahn ist schnell. Das ist unbestritten“, sagte Gurgel. „Aber das ist seit zwei Jahren bekannt“. Der Designer verwies darauf, dass alles mit den internationalen Bob- und Rodelverbänden abgestimmt war. Für die Spiele in Sotschi 2014 hatten die Olympiaplaner ursprünglich sogar eine Spitzengeschwindigkeit von 160 Stundenkilometern vorgesehen. Inzwischen sind sie davon abgekommen. ks/dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false