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Sport: Die Helden stehen im Finale

Barcelona reicht ein 0:0 gegen den AC Mailand, um in das Endspiel der Champions League einzuziehen

Sogar Jürgen Klinsmann hatte sich auf die Reise gemacht. Der deutsche Bundestrainer nahm auf der Ehrentribüne Platz, um mit 98 000 Zuschauern im Nou-Camp-Stadion jenes Spiel zu sehen, das viele als vorweggenommenes Finale der Champions League bezeichnet haben. Das hochklassige Halbfinal-Rückspiel zwischen dem FC Barcelona und dem AC Mailand hatte allerdings einen Makel: Es fehlten die Tore. Der FC Barcelona hatte dennoch nichts gegen das 0:0 einzuwenden. Nach dem 1:0 im Hinspiel steht die Mannschaft von Trainer Frank Rijkaard am 17. Mai in Paris im Finale gegen den FC Arsenal.

Einen Landsmann konnte Klinsmann auf dem Spielfeld nicht beobachten – sieht man einmal von Schiedsrichter Markus Merk ab, dessen Leistung den Bundestrainer aber nur nachrangig interessiert haben dürfte. Vielmehr konnte Klinsmann gestern brasilianische, holländische, ukrainische, italienische oder spanische Nationalspieler beobachten, die ihm bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland wieder begegnen werden. Schon in den ersten Minuten wurde deutlich, dass die Katalanen nicht nur darauf aus waren, den Vorsprung aus dem Hinspiel zu verwalten. Barcelonas Angreifer Samuel Eto’o hatte schon kurz nach dem Anpfiff die erste Gelegenheit, Barcelona mit einem Schuss von der Strafraumgrenze in Führung zu bringen. Doch der herausstürzende brasilianische Nationaltorwart Dida blockte den Ball mit der Brust ab – und rang danach einige Sekunden um seinen Atem.

Barcelona hatte das temporeiche Spiel im Mittelfeld zumeist im Griff, zumal es im Gegensatz zum Hinspiel auf den Portugiesen Deco zurückgreifen konnte. Superstar Ronaldinho fiel erstmals mit einem Solo auf, das er mit einem Schuss aus 20 Metern abschloss, der nur knapp über das Mailänder Tor strich. Zu diesem Zeitpunkt nahm das Spiel kurzzeitig sogar noch an Tempo zu. Auf der einen Seite gelang es Milans Spielern besser Barcelonas Abseitsfalle zu überwinden. Andrej Schewtschenko schoss den Ball aus halbrechter Position ans Außennetz. Barcelona boten sich sogar Kontermöglichkeiten im eigenen Stadion.

Die Schwachstelle in der Mailänder Abwehr war Alessandro Costacurta, der nach Alessandro Nestas Verletzung kurzfristig in die Startformation gerückt war. Er hatte mit dem überragenden Eto’o große Schwierigkeiten, was womöglich auch seinem Alter geschuldet war. Der Italiener feierte vor drei Tagen seinen 40. Geburtstag. Eine Minute vor der Pause konnte er Eto’o nur noch mit einer Grätsche stoppen – und verdiente sich damit die erste Gelbe Karte des Spiels.

Nach der Pause versuchte Mailand, den Druck zu erhöhen. Andrej Schewtschenko hätte aus kurzer Entfernung ein Tor erzielen können, doch Barcelonas Torwart Victor Valdez hielt seinen Schuss fest. Auf der anderen Seite rückte Ronaldinho nun öfter in den Blickpunkt. Erst schoss er einen Freistoß in Didas fangbereite Arme. Dann bildete er die Ausgangsstation zum bis dahin besten Angriff Barcelonas. Er schickte den Ball zu Ludovic Giuly, der ihn sofort in die Strafraummitte spielte, doch der brasilianische Verteidiger Juliano Belletti rutschte nur knapp am Ball vorbei. Ein ähnlicher Geniestreich wie im Hinspiel, als er Giulys Tor mit einem Zauberpass vorbereitet hatte, gelang Ronaldinho diesmal nicht. Dafür ein kleines Kunststück im Mittelfeld. Bei einem Pass blickte er nach links – und schickte den Ball nach rechts.

Je näher das Aus für den AC Mailand rückte, umso angestrengter bemühten sich die Italiener um einen Treffer. Schewtschenko köpfte den Ball sogar ins Tor, doch Markus Merk versagte dem Treffer wegen eines vorangegangenen Foulspiels die Anerkennung. Für Barcelona boten sich Konterchancen, doch der eingewechselte Henrik Larsson und Deco konnten sie nicht nutzen. Drei Minuten Nachspielzeit mussten Barcelonas Helden noch überstehen, dann lagen sie sich in den Armen.

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