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Sport: Die Kenia-Koalition

Die Afrikaner dominieren Jahr für Jahr – diesmal wollen ein Südkoreaner und ein Franzose schneller sein

Mizuki Noguchi rennt am Sonntag um ihre eigene Medaille. Seit 1978 sind die Plaketten beim Berlin-Marathon den Olympiasiegern über die klassische Distanz von 42,195 Kilometern gewidmet. Im vergangenen Jahr gewann die 27-Jährige in Athen Gold. Und nun ziert ihr Bild die Medaillen, die alle Läufer im Ziel erhalten. Vielleicht ist das ein gutes Omen. Denn schon einmal, vor vier Jahren, erhielt eine Siegerin eine Medaille mit ihrem eigenen Gesicht: Naoko Takahashi. Japans Olympiasiegerin von 2000 gewann damals mit einem geschichtsträchtigen Weltrekord. Mit 2:19:46 Stunden erzielte sie die erste Zeit einer Frau unter 2:20 Stunden.

Bei den Frauen gibt es also eine klare Favoritin und sogar eine Deutsche, die Chancen hat, hinter Noguchi Zweite zu werden: Luminita Zaituc von der LG Braunschweig. Dagegen ist das Rennen bei den Männern völlig offen. Seit 1999 hat immer ein Kenianer den Berlin-Marathon gewonnen. Und auch am Sonntag wird das Rennen wohl auf einen kenianischen Sieg hinauslaufen. Zwei Kenianer haben das Rennen bereits einmal gewonnen: Joseph Ngolepus war 2001 erfolgreich, Raymond Kipkoech ein Jahr darauf. Mit der schnellsten Bestzeit reist allerdings Michael Rotich nach Berlin. Der erst 22-jährige Kenianer gewann 2003 den Paris-Marathon mit der Kursrekordzeit von 2:06:33 Stunden. Mindestens drei weitere Kenianer haben enormes Potenzial: Jackson Koech, Philip Manyim und Peter Chebet.

Ein Olympiasieger wird bei den Männern zwar nicht an den Start gehen, aber immerhin ein olympischer Medaillengewinner: Der Südkoreaner Bong-ju Lee war Zweiter in Atlanta 1996. Fünf Jahre später stoppte er mit seinem Sieg beim Boston-Marathon eine kenianische Siegesserie. Zehnmal in Folge hatten die Kenianer das prestigeträchtige Rennen gewonnen. „Ich möchte am Sonntag beweisen, dass ein Koreaner den Berlin-Marathon gewinnen kann“, sagt Bong-ju Lee.

Doch vielleicht hat ein französischer Läufer dafür noch bessere Chancen: Driss El Himer. Der ursprünglich aus Marokko stammende Läufer hat eine Bestzeit von 2:06:48 Stunden und startet wie Bong-ju Lee zum ersten Mal auf dem schnellen Berliner Marathonkurs. „Mein Ziel ist der Europarekord – und ich möchte natürlich gerne gewinnen. Ich werde die Kenianer sehr genau im Auge haben“, sagte Driss El Himer, der mit seiner Bestzeit nur zwölf Sekunden von der kontinentalen Bestmarke entfernt ist. In 63 Minuten soll die Spitzengruppe die Hälfte des Rennens absolviert haben. „Ich werde dabei sein bei diesem Tempo“, sagte der 31-Jährige.

Driss El Himer war 1993 der erste einer ganzen Reihe von marokkanischen Spitzenläufern, die nach Frankreich wechselten. Damals startete er bei den Junioren-Crossweltmeisterschaften in Morabieta (Spanien). „Dort hat mich der General der Fremdenlegion angesprochen und gefragt, ob ich nicht künftig für Frankreich laufen möchte“, erzählt Driss El Himer. Der am Laufsport interessierte General wollte eine starke französische Mannschaft aufbauen. So zog Driss El Himer als 18-Jähriger in die Nähe von Marseille und trat der Fremdenlegion bei. „Nach drei von fünf Dienstjahren bekam ich die französische Staatsbürgerschaft“, erzählt El Himer, der inzwischen in Straßburg lebt.

Trainiert hat Driss El Himer für den Berlin-Marathon in leistungsfördernder Höhenluft. In den Pyrenäen lief er wöchentlich bis zu 220 Kilometer. Dabei war er im gleichen Ort, den auch Englands Marathon-Weltrekordlerin Paula Radcliffe als Trainingslager nutzt. „Berlin bietet eine schnelle Strecke – deswegen bin ich hier“, sagt El Himer. Vielleicht kann er Nachfolger werden von Abel Antón. Der Spanier war 1996 der letzte Europäer, der den Berlin-Marathon gewinnen konnte.

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