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Sport: Die kosten nur Geld

Die Fußballerinnen des FC Bayern sind Mittelmaß

Sissy Raith überlegt einen Moment. „Okay, bei den Männern ist das so“, sagt sie schließlich, „aber nicht bei uns.“ Es klingt trotzig, nicht neidisch. Kurz vorher hatte Raith, die Trainerin der Frauenmannschaft des FC Bayern München, darüber geredet, dass sie lieber junge Talente aus der Umgebung hole, statt teure Nationalspielerinnen zu verpflichten. Das sei einfach die Philosophie des FC Bayern, betont die 44-Jährige. Doch diese Ideologie, die beim deutschen Rekordmeister der Männer nur für die Frauenabteilung gilt, hat auch erst seit einem Jahr Bestand. Bis dahin war Geld nie ein Problem bei den Fußballerinnen des FC Bayern, die eigentlich den Plan hatten, langfristig ähnlich erfolgreich zu werden wie die Männer. Doch nun ist es schon ein großer Erfolg für die Mannschaft, dass sie am Montag bei Turbine Potsdam (14 Uhr, Karl-Liebknecht-Stadion) im Pokalhalbfinale steht.

„Noch steht es 0:0“, sagt Raith, „es kann alles passieren. Aber wir sind der absolute Außenseiter.“ In der Bundesliga steht ihr Team im Mittelfeld. Ein aufregenderes und größeres Ereignis als das Endspiel „gibt es im deutschen Frauenfußball einfach nicht“, sagt Raith und weiß, dass es für sie dabei um mehr als nur den sportlichen Erfolg geht. „Wenn wir es schaffen, im Pokal auf uns aufmerksam zu machen“, hofft die Trainerin, „dann denkt der Vorstand vielleicht über mehr Unterstützung nach.“

Ostern vor einem Jahr musste Raith ihrer Mannschaft von dem „erheblich gekürzten Etat“ berichten. Kurz zuvor hatten die Verantwortlichen des Vereins Werner Kern als neuen Abteilungsleiter der Bayern-Fußballerinnen eingesetzt und ihm klare Vorgaben gemacht: Er solle das Budget überprüfen und klare Strukturen schaffen. „Mein Traum war nie, dass wir in der Spitzengruppe vorangehen“, sagte Kern. Frauenfußball in München bringt kein Geld, sondern kostet welches. Also kürzte Kern das Budget, so dass viele Spielerinnen gingen und die meisten von denen, die geblieben sind, nun nebenher arbeiten müssen.

Die Forderung nach professionellen Strukturen hingegen erfüllte er: Nach Jahren der Wanderschaft trainieren und spielen die Frauen seit Saisonbeginn in Aschheim, im Münchner Osten. „Da haben wir jetzt einen Rasenplatz, einen Massageraum und eine eigene Kabine“, erzählt Raith, „einfach optimale Bedingungen.“ Doch bei allen Vorzügen litt der ohnehin geringe Kontakt zur Vereinsführung weiter. „Ab und an treffe ich mal Amateurtrainer Hermann Gerland“, erzählt Raith. Die Frage, ob sie auch mal mit Manager Uli Hoeneß oder dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge spricht, hält sie für vermessen. „Die haben doch viel zu viel zu tun.“

Ohne Titelambitionen, mit gekürztem Etat und fernab des FC-Bayern-Stammgeländes an der Säbener Straße scheint es, als seien die Frauen nur ein kleines Anhängsel des deutschen Vorzeigevereins.

Moritz Küpper[München]

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