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Sport: Die Lizenz zum Spielen

Wie gut ist das Verfahren der Fußball-Liga?

Düsseldorf - Hoffentlich ist kein Stau heute rund um Frankfurt am Main. Spätestens um 13.59 Uhr müssen sie in der Otto-Fleck-Schneise 6 eingereicht werden, die Lizenzunterlagen der Ersten und Zweiten Fußball-Bundesliga für die kommende Saison. Natürlich könnte man auch faxen, aber das ist aus der Mode gekommen seit 2001. Damals hatte der SV Wilhelmshaven keine Lizenz für die Regionalliga bekommen, weil die letzte Seite erst nach Ablauf der Frist in Frankfurt aus dem Fax gekommen war. Dann doch lieber per Auto quer durch die Republik.

Auf der Internetseite der Deutschen Fußball-Liga (DFL) lässt sich alles Nötige für den Lizenzantrag herunterladen: Lizenzierungsordnung, Ablaufdiagramm, „Ordnung für die Verwertung kommerzieller Rechte“ und natürlich der Lizenzvertrag, der zwischen DFL und Klub geschlossen wird. Vier Verträge werden verlangt, 14 Erklärungen, fünf Nachweise, vier Gewinn- und Verlustrechnungen und mehr als 20 weitere Dokumente.

Das klingt kompliziert, ist aber hilfreich. Zwei Wirtschaftsprüfer loben das Verfahren – grundsätzlich. Um die begehrte Lizenz zu erhalten, müssen scharfe Auflagen erfüllt werden. „Die Klubs werden stärker an die Kandarre genommen als deutsche Aktiengesellschaften“, sagt Wolf-Dieter Hoffmann, Partner der Freiburger Kanzlei „Rüsch Hoffmann Sauter“. Das sieht auch Thomas Kaiser so, Gründer der Kanzlei „Kaiser & Socien“. Er entdeckt jedoch auch einige Mängel. Insbesondere die zulässige Abschreibung von Transfererlösen sieht er kritisch. Da seit dem Bosman-Urteil Spieler nach Ablauf ihres Vertrags ablösefrei wechseln dürfen, „ist diese Praxis äußerst fragwürdig“, meint Kaiser.

Gleiches gilt für das Zaubermittel namens „Hebung stiller Reserven“, das gern in Notlagen eingesetzt wird. Beispiel Schalke: Für einen Euro überließ die Stadt Gelsenkirchen dem Klub das alte Parkstadion samt Grundstück: 15,6 Millionen Euro außerordentliche Erträge polierten die Bilanz auf. Hoffmann fordert: „Die DFL muss komplette Konzernbilanzen verlangen, dann würden solche Geschäfte entlarvt.“ Dortmund wiederum verkaufte sein Stadion inklusive Schulden und leaste es zurück. „So lassen sich Schulden verdecken“, kritisiert Hoffmann. Gern nehmen die Klubs auch künftige Erlöse vorweg, verpfänden etwa Zuschauereinnahmen. Kaiser: „Die Klubs ziehen Wechsel auf die Zukunft und kommen ungeschoren davon.“ Dem Lizenzverfahren fehle eine mehrjährige Planung.

Die DFL weiß um diese Probleme. Doch man sei an ein altes Urteil gebunden, das den Klubs Autonomie zusichere, sagt Geschäftsführer Wilfried Straub. Man warte den nächsten Fall ab, um einen neuen Grundsatzprozess zu versuchen. Straub: „Das sicherste System wäre: Bargeld auf den Tisch.“

Thomas Knüwer

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