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Sport: Die Männer feiern schon

Deutschlands Fußballer gewinnen 3:0 gegen Island und haben die EM-Qualifikation geschafft

Hamburg. Den Kaffee nach dem Spiel holte sich Rudi Völler höchstselbst in der hinteren Ecke des Presseraumes ab. Vermutlich wäre er auch zu Fuß nach Portugal gelaufen, wenn es die direkte Qualifikation der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für die Europameisterschaft im kommenden Jahr nach sich gezogen hätte. Das wird der Teamchef nun nicht mehr machen müssen. Nach dem 3:0 (1:0)-Sieg in Hamburg über Island hat der Vizeweltmeister die Qualifikationsgruppe 5 als Erster abgeschlossen. Michael Ballack, Fredi Bobic und Kevin Kuranyi schossen vor 50 780 Zuschauern in der ausverkauften AOL-Arena die Tore.

Ende des kommenden Monats wird Rudi Völler entspannt nach Lissabon fliegen. Dort findet am 30. November die Gruppenauslosung für die EM statt. Der deutschen Mannschaft bleiben die heiklen Play-off-Spiele erspart, die die Gruppenzweiten bestreiten müssen. „Es war unser Ziel, uns direkt zu qualifizieren“, sagte Völler. „Jetzt wollen wir uns mal für einen Moment freuen.“

Das hätte Völler eigentlich schon sehr viel früher tun können. Ballack hatte das deutsche Team in der neunten Minute in Führung gebracht, ein paar Minuten später hätte Fredi Bobic für eine Vorentscheidung sorgen können. Der Sturmpartner des Herthaners, der Stuttgarter Kuranyi, hatte Bobic mit einem Steilpass in eine verheißungsvolle Position gebracht, doch Bobic scheiterte kläglich am isländischen Torwart Arason. Die Deutschen dominierten das Spiel, doch Zählbares sprang in der ersten Halbzeit nicht heraus.

Die Isländer waren sehr aggressiv aus der Pause gekommen und hatten gleich zwei sehr gute Chancen. Eine führte schließlich zum Gegentor. Die Deutschen dürfen sich jedoch beim russischen Schiedsrichter Iwanow bedanken, der beim Kopfballtor von Hermann Hreidarsson eine Regelwidrigkeit erkannt haben wollte und den Treffer nicht gab. „Die ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit sind wir ein bisschen hinterher gelaufen“, sagte Völler später, „da haben wir uns zu weit hinten reindrängen lassen. Vermutlich wird es wegen des nicht gegebenen Treffers Diskussionen geben, aber aufgrund der ersten Halbzeit und der letzten 25 Minuten ist unser Sieg hoch verdient.“

Nach einer Stunde nahm der Teamchef, der zuvor stets gestanden hatte, erstmals Platz auf seinem Stuhl. Fredi Bobic hatte nach herrlicher Vorarbeit Kuranyis per Seitfallzieher das 2:0 erzielt. Es war das neunte Länderspieltor des Herthaners. „Man hat gesehen, dass nicht nur Blinde im deutschen Sturm rumlaufen“, sagte Bobic. Offenbar ist die Kritik an seinen schwachen Auftritten für Hertha in der Bundesliga nicht spurlos an dem 31-Jährigen vorübergegangen.

Mit der 2:0-Führung im Rücken wurde das Spiel der Deutschen ansehnlicher. Die Isländer, denen nur ein Sieg in Hamburg hätte helfen können, resignierten. Bevor Kuranyi, vom für Bobic gekommenen Miroslav Klose gut angespielt, das 3:0 erzielte, war längst alles gelaufen. „Wir haben uns heute als Einheit präsentiert“, sagte Kuranyi bescheiden. Rudi Völler dagegen lobte vor allem „die jungen Spieler wie Kevin, die unser Spiel bereichert haben“. Gemeint waren neben dem 21-jährigen Kuranyi dessen Vereinskollege Andreas Hinkel (21) und der Hamburger Christian Rahn (24). Dass nicht jeder Pass oder jede Flanke verwertbar war, nahm ihnen Völler nicht übel. „Manchmal waren sie einen Tick zu risikofreudig, aber das verlangen wir ja von ihnen“, sagte Völler.

Deutschland ist also am Ziel, und die beiden letzten Siege über Schottland und nun Island machen ein wenig Hoffnung. Wie sagte ein isländischer Journalist am Ende: „Zu feiern braucht ihr nicht, zu jammern aber auch nicht.“

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