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Sport: Die nächste Prüfung

Bayern spielt effizient – aber in einer entscheidenden Woche fehlt Makaay

In den Räumen des FC Bayern München hängen Monitore, darauf ist das Datum zu lesen: Am Samstag stand dort Samstag, 5. März 2005. Das bedeutet Frühjahr, und im Fußball bedeutet es, dass die Saison im vollen Gange ist, normalerweise jedenfalls. Für die Kontrahenten vom Sonnabend gilt das nach Bayerns 1:0 über Werder nur noch in sehr unterschiedlichem Maß. „Wir hören jetzt nicht mit der Saison auf, wir werden weiterspielen“, musste Bremens Trainer Thomas Schaaf versichern, als er eine halbe Stunde nach Abpfiff neben einem der Monitore Platz genommen hatte. Seine Mannschaft hatte sich soeben, zehn Tage nach dem 0:3 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Lyon, auch in der Meisterschaft beinahe jeder Chance beraubt.

Für Kollege Felix Magath, der zwei Plätze daneben saß und den Worten seines ehemaligen Assistenten lauschte, fängt die Spielzeit gemessen an der eigenen Zielsetzung jetzt erst richtig an. Am Mittwoch geht es darum, nach dem 3:1 im Hinspiel beim FC Arsenal das Weiterkommen in der Champions League zu sichern, vier Tage später folgt der Liga-Showdown auf Schalke. „Eine echte Hammerwoche“ nannte Siegtorschütze Michael Ballack die nächsten sieben Tage, und eigentlich könnten die Münchner sie mit einem sehr guten Gefühl angehen. Wäre da nicht diese 87. Minute gewesen, am Samstag, gegen Werder.

Bis dahin hatten die Bayern sich der ersten Pflicht ihres Drei-Gipfel-Programms mit der Effizienz einer Stromsparglühbirne entledigt: Sie verbrauchten nur so viel Energie wie notwendig. Nachdem Ballack den Ball frühzeitig wie ein Bulldozer über die Torlinie gerammt hatte, taten die Bayern das, was Manager Uli Hoeneß als „Spiel für Fachleute“ bezeichnet. Sie hielten den Gegner auf Distanz und bemühten sich mit größtmöglichem Erfolg um Stabilität. Nicht eine einzige echte Torchance ließen sie zu, die Bremer Angriffe ähnelten Wellen, die schon an der ersten Sandbank stranden. Seitdem Magath den defensivstarken Martin Demichelis vor dem Abwehrzentrum installiert hat, anstelle einer offensiveren Variante mit Owen Hargreaves oder Ballack, kassierten die Bayern nur ein Gegentor in den vergangenen fünf Spielen. Deswegen erteilte er dem Argentinier schon jetzt bis auf Weiteres eine Stammplatzgarantie. Seine Hereinnahme sei „die gravierende Veränderung gegenüber der Vorrunde“, sagte Magath, mit ihm sei das Team „viel kompakter und nur noch schwer zu bezwingen“.

Es wäre also ein rundum behaglicher Nachmittag aus Münchner Sicht gewesen, hätte Roy Makaay nicht in der 87. Minute nach einem weiten Abschlag Oliver Kahns zu einem letzten Spurt angesetzt. Nach einigen Schritten fasste sich der Niederländer an den Oberschenkel, wenig später lag er auf einer Trage und ahnte: Muskelfaserriss, zwei Wochen Pause. Felix Magath musste sich mit dem „schweren Handicap“ erst mal vertraut machen, „das ist für uns ja eine ganz neue Situation, bisher ist Roy nie ausgefallen, es war eine Selbstverständlichkeit, dass er da ist“. Er hätte auf diese Erfahrung gern noch ein wenig länger gewartet, nun muss er sich für eine Notlösung entscheiden: Entweder stürmt das peruanische Duo Pizarro/Guerrero, oder die Bayern spielen mit nur einer Spitze und zwei offensiv orientierten Außen im Mittelfeld. Das wäre eine Chance für Sebastian Deisler, der nach zuletzt starken Leistungen gegen Bremen nicht in der Startelf stand.

Makaays Ausfall betrübte auch Uli Hoeneß, doch mit Blick auf das Duell in Highbury fand er Trost: „In London wird nicht so sehr der Sturm die Entscheidung bringen, sondern die Abwehr und das Mittelfeld.“ Es dürfte also wieder ein echter Fußball-Leckerbissen werden, am Mittwoch. Zumindest für Fachleute.

Daniel Pontzen[München]

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