zum Hauptinhalt
Hinterher gelaufen. Herthas Roman Hubnik (mit Freiburgs Jonathan Schmid) leitete die Niederlage mit einem Eigentor ein. Foto: dpa

© dpa

Sport: Die Schlacht verloren

Bei Herthas 1:2 gegen den SC Freiburg wird Roman Hubnik zur tragischen Figur.

Berlin - Wäre Abstiegskampf nicht so ernst, wäre die Szene durchaus als komisch zu bezeichnen. Nach einer halbhohen Flanke des Freiburgers Garra Dembélé war Roman Hubnik sichtlich überrascht. Der Verteidiger von Hertha BSC zeigte die Reaktion einer Tippkick-Spielfigur, riss das Bein hoch – und lenkte den Ball ins eigene Tor. Die „Entscheidungsschlacht“ gegen den Abstieg, die Trainer Otto Rehhagel ausgerufen hatte, war nach sieben Minuten fast schon verloren. Als Hubnik Mitte der zweiten Halbzeit erneut schlecht aussah und Sebastian Freis das 0:2 schoss, war Hertha besiegt. Dass der Tscheche noch zum 1:2 (0:1)-Endstand ins richtige Tor traf und kurz darauf mit einer Knöchelverletzung ausschied, war letztlich ohne Belang. Die Hoffnung auf den Klassenerhalt geht Hertha bei nur noch vier Spielen allmählich verloren, auch wenn die Konkurrenten Köln und Augsburg ebenfalls verloren.

Otto Rehhagel vertraute auf die gleiche Elf wie zuletzt beim 0:0 in Mönchengladbach. Die Freiburger kamen so selbstbewusst ins Olympiastadion, wie man mit sechs ungeschlagenen Spielen in Folge eben reist. Schon nach einer Minute musste Hertha-Torwart Thomas Kraft zupacken, der Kopfball von Freis war jedoch kaum als gefährlich zu bezeichnen. Die Berliner hatten von Beginn an mehr Ballbesitz, was freilich daran lag, dass der Ball ratlos in der eigenen Hälfte hin- und hergepasst wurde. Nur Andreas Ottl versuchte sich an so etwas wie Spielaufbau. Meist folgten lange Bälle auf die Außen, die nicht ankamen, oder in die Mitte, die die hoch stehende Freiburger Abwehr schnell entwendeten. Überhaupt spielten die Gäste so, wie Hertha gerne gespielt hätte: nach Ballgewinnen mit langen, genauen Bällen oder vielen kurzen Pässen über die schnellen, beweglichen Angreifer nach vorne.

Freiburg konterte auch nach dem Führungstor weiter gefährlich. Die Gäste machten sich dabei zugute, dass Hertha das Spiel „unter allen Umständen gewinnen musste“, wie es Rehhagel gesagt hatte. Nach einem Doppelpass knallte Dembélé den Ball an die Latte des Berliner Tores. Nach 20 Minuten hallten die ersten Pfiffe durch das Olympiastadion. Zehn Minuten später musste Kraft gegen Jonathan Schmidt retten. Bei Hertha verbreitete einzig Raffael mit einem abgeblockten Schuss und einem Kopfball, der deutlich neben das Tor ging, ansatzweise Gefahr. Gejubelt wurde nur, wenn die Kölner Gegentore in Mainz eingeblendet wurden. Für die eigene Mannschaft gab es zur Halbzeit gellende Pfiffe der 45 778 Zuschauer.

Nach der Pause brachte Rehhagel Pierre-Michel Lasogga für Nikita Rukavytsya, Raffael ging nach rechts. Die Berliner wirkten nun agiler und kamen immer wieder überfallartig vor das gegnerische Tor. Einen Schuss Ben-Hatiras aus 20 Metern konnte Freiburgs Oliver Baumann aber sicher fangen. Hertha wurde noch offensiver, nach einer Stunde kam Patrick Ebert für Ottl. Kurz darauf wäre der Mut fast belohnt worden, aber Lasogga schoss knapp am rechten Pfosten vorbei. Dann reichte einer der gefährlichen Abschläge von Freiburgs Keeper Baumann, um die Berliner zu überlisten. Nach einer Kopfballverlängerung sah erneut Hubnik ungeschickt aus, Freis umspielte erst ihn und dann Torwart Kraft – 2:0 für Freiburg. Die Fans sangen: „Wir haben die Schnauze voll.“

Lange schien sich die Mannschaft mit der Niederlage abgefunden zu haben. Aber zehn Minuten vor dem Ende sprang Hubnik nach einem abgeblockten Schuss Raffaels höher als Freiburgs Torwart Baumann und traf zum Anschluss ins richtige Tor. Kurz darauf hätte Hertha fast noch ausgeglichen, doch Lasogga schoss im Fallen über das Tor. Doch als das Spiel abgepfiffen war, sanken die Berliner in sich zusammen, wie Krieger, die gerade eine entscheidende Schlacht verloren haben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false