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Sport: Die Stars sagen Hallo

Von Stefan Hermanns Berlin. Der Moment war denkbar ungünstig gewählt, aber Sponsoren, die viel Geld bezahlen, leiten aus ihrem finanziellen Engagement nun mal gewisse Rechte ab.

Von Stefan Hermanns

Berlin. Der Moment war denkbar ungünstig gewählt, aber Sponsoren, die viel Geld bezahlen, leiten aus ihrem finanziellen Engagement nun mal gewisse Rechte ab. 3:5 lag Martina Müller, die derzeit beste deutsche Tennisspielerin, im entscheidenden Satz ihres Matches gegen die Belgierin Justine Henin zurück, und Müller hatte sich gerade zum Aufschlag aufgestellt, als der Platzsprecher im Auftrag eines großen Automobilherstellers zu einer ausdauernden Ansage ansetzte. Martina Müller schaute ein wenig irritiert zur Sprecherloge, die Zuschauer pfiffen - und der Platzsprecher redete einfach weiter. Müller verlor daraufhin ihr Aufschlagspiel und das Match, aber hinterher sagte sie nur: „Das war nicht unbedingt glücklich gelegt.“ Andere hätte noch drastischer reagiert. „Ich glaube, ich hätte sofort einen Ball hochgeschossen“, sagte Anke Huber, die frühere Profispielerin.

Vielleicht machte Martina Müller das nicht, weil sie trotz der 6:2, 2:6, 3:6-Niederlage nicht wirklich enttäuscht war. Selbst gegen eine Weltklassespielerin wie Henin hatte sie versucht, ihr Spiel zu machen, und „im ersten Satz ist mir das perfekt gelungen". Auch Anke Huber attestierte ihrer Nachfolgerin als bester deutscher Tennisspielerin, dass sie gegen die klar überlegene Henin sehr gut gespielt habe. „Sie ist wirklich auf dem Weg nach vorne." In den vergangenen Wochen sendet das deutsche Damentennis wieder einige positive Signale. „Es könnte sicher besser sein“, sagt Anke Huber, „aber es könnte auch schlechter sein.“

Nicht richtig gut ist auf den ersten Blick, dass bei den German Open keine einzige deutsche Spielerin die dritte Runde erreicht hat. Aber das ist auch nicht unbedingt zu erwarten, wenn Martina Müller auf Justine Henin (Nummer acht der Welt) trifft, die Berlinerin Angelika Roesch (Nummer 125) auf die 60 Plätze besser postierte Schweizerin Marie-Gaianeh Mikaelian und Anca Barna (73) es mit der italienischen Weltranglisten-12. Silvia Farina Elia zu tun bekommt.

Angelika Roesch verabschiedete sich nach nicht einmal einer Stunde aus dem Turnier, bei dem sie die vielleicht größte Überraschung geschafft hatte. Am Montag hatte Roesch die Weltranglisten-15. Elena Dementiewa besiegt, und vermutlich hatte sie sich nach dem 6:4, 6:3-Sieg gegen Mikaelian in der Qualifikation auch in der zweiten Hauptrunde eine Chance gegen die Schweizerin ausgerechnet, die erst als Lucky Loser ins Hauptfeld gerückt war. Es wurde eine Katastrophe. 0:6, 1:6 hieß es am Ende. Man kann von der Nummer 125 der Tenniswelt nun mal nicht jeden Tag Wunderdinge erwarten. Genauso wenig wie von Anca Barna, die gleich im Anschluss der Italienerin Silvia Farina Elia mit 3:6, 5:7 unterlag. Und eine Dreiviertelstunde später war auch Martina Müller ausgeschieden. Trotz ihrer Niederlage ist es nicht so, „dass ich mit einem schlechten Gefühl aus dem Turnier herausgehe". Justine Henin lobte sie als „große Kämpferin". Doch am Ende setzte sich die größere Erfahrung der gleichaltrigen Belgierin durch.

Doch solche Spiele zeigen Müller nur, dass sie „in engen Situationen viel konstanter und aggressiver spielen“ muss. Daran arbeitet sie. „Es gibt noch viel zu tun“, sagt sie. „Ich bin noch lange nicht fertig.“ Aber sie ist auf dem richtigen Weg. „Ich weiß, dass ich dran bin“, und das Match gegen Henin hat sie in ihrem Glauben bestätigt, „dass ich die Großen ärgern kann, dass ich mitspielen kann und dass ich irgendwann auch gewinnen kann".

Schon jetzt merkt sie, dass ihre Gegnerinnen mehr und mehr Respekt vor ihr haben: „Man gehört halt schon zum Teil dazu.“ Immerhin, sie spürt im Kollegenkreis jetzt eine andere Akzeptanz: „Vor zwei Jahren wären die Weltklassespielerinnen noch an mir vorbeigelaufen, jetzt sagen sie: Hallo.“ Es geht voran.

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