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Sport: Die Statistiker haben das Spiel in München abgehakt - wir aber kommen noch einmal darauf zurück (Kommentar)

Dieses Mal muss er keine dicken Blasebacken machen wie ein Ochsenfrosch. Oliver Kahn genießt die Aufmerksamkeit, die ihm nach dem 0:0 gegen die Türkei zuteil wird, obwohl ihm doch der türkische Anhang mit Affengebrüll schikaniert hatte.

Dieses Mal muss er keine dicken Blasebacken machen wie ein Ochsenfrosch. Oliver Kahn genießt die Aufmerksamkeit, die ihm nach dem 0:0 gegen die Türkei zuteil wird, obwohl ihm doch der türkische Anhang mit Affengebrüll schikaniert hatte. Jetzt ist er bereit, Fragen zu beantworten. Das war vor dem Spiel nicht der Fall. Zu bedrohlich erschienen ihm die Fragen, etwa die nach dem Knatsch mit Jens Lehmann um die wahre Nummer eins im deutschen Tor oder nach seinem Fehler vor fast einem Jahr, der dem 0:1 in Bursa vorausgegangen war.

Oliver Kahn kann doch noch Niederlagen verhindern helfen. Nach den beiden Last-Minute-Pleiten im Champions-League-Finale in Barcelona und dem Pokalfinale in Berlin hat sich die deutsche Elf bei ihrem Torwart zu bedanken, dass es gegen die Türken zu einem 0:0 reichte. "Der Druck auf den Torwart war heute sehr groß. Je länger es 0:0 stand, je mehr Gedanken macht man sich", erzählt Kahn. Vor allem, wenn man wie er permanent mit seinem Fehler im Fernsehen in Bursa konfrontiert wird. "Ja, eigentlich jede halbe Stunde. Zumindest immer dann, wenn ich den Fernseher angemacht habe", erzählt der 30-Jährige.

Mit solchen Situationen kenne er sich langsam aus. "Als Torwart macht du 99 gute Sachen und eine schlechte, und die eine kriegst du immer wieder vorgesetzt." Nach dem Spiel gegen die Türkei aber zollte ihm jeder im Team Lob. "Olli hat sensationell gehalten", erzählt Markus Babbel und Kapitän Oliver Bierhoff sagt: "In den letzten Tagen war es für ihn sicherlich nicht leicht. Mit seiner Leistung hat er aber die passende Antwort gegeben." Und Jens Lehmann fürs erste ruhiggestellt.

Viermal war ein türkischer Spieler mit dem Ball am Fuß allein vor ihm aufgetaucht. "Da waren alles 100-prozentige Chancen", erzählt Kahn. "Normalerweise machen sie auch eine rein." Das taten die Türken nicht. Seinen Vorderleuten, die oftmals von ihren Gegenspielern düpiert wurden, möchte Kahn keinen Vorwurf machen. "Was soll ich meckern? Ich habe versucht, Ruhe auszustrahlen. Das halte ich für das Beste in solchen Momenten."

Kahn, der auf dem Spielfeld gelegentlich die Nerven zu verlieren pflegt, ist die Pause offenbar gut bekommen. Eine Verletzung im Sprunggelenk, angereichert durch eine saftige Gastritis, haben den impulsiven Mann etwas zur Ruhe kommen lassen. Jedenfalls musste er somit nicht an der missglückten Sommerreise des DFB nach Mexiko teilnehmen, sondern durfte sich daheim mit "Halt-die-Klappe-Sepp" Maier in aller Ruhe vorbereiten. "Ach was", sagt Kahn, "über mich machen sich die Leute immer zu viele Gedanken. Ich mache meine Arbeit, und das so gut wie möglich. Wem das nicht passt, na bitteschön."

miro

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