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Sport: Die Teilberliner

Jürgen Klinsmann würde von einem Wellental sprechen, aber bei den Berliner Eisbären tut es auch das banale Wörtchen Krise. Der Deutsche Eishockey-Meister hat von den ersten sieben Saisonspielen vier verloren, die letzten drei binnen fünf Tagen.

Jürgen Klinsmann würde von einem Wellental sprechen, aber bei den Berliner Eisbären tut es auch das banale Wörtchen Krise. Der Deutsche Eishockey-Meister hat von den ersten sieben Saisonspielen vier verloren, die letzten drei binnen fünf Tagen. Das erklärt sich aus einer simplen Gewinn-Verlust-Rechnung. Die Eisbären haben vier Topspieler verloren und nur einen hinzugewonnen, dazu ein paar Nachwuchsleute. Haben sie in Hohenschönhausen ernsthaft geglaubt, sie könnten mit einer Low-Budget-Mannschaft oben mitspielen?

Nun ist sportlicher Erfolg eine Sache, die strategische Ausrichtung eine andere. Es geht für die Eisbären in diesem und im kommenden Jahr um mehr als die Meisterschaft. 2008 ziehen sie um in die neue Großhalle am Ostbahnhof. Dort wollen 17 000 Zuschauer unterhalten werden, annähernd viermal so viele wie heute in der Baracke von Hohenschönhausen. Zweifel am Gelingen dieses Projektes sind erlaubt. Die Meistertitel der vergangenen beiden Jahren wurden zwar ausgiebig gefeiert, nicht jedoch für eine Weiterentwicklung einer Marke genutzt. In den Augen der Öffentlichkeit sind die Eisbären nach wie vor der Kultverein mit den verrückten Fans aus dem Osten. Sie wollen so gern das Team für ganz Berlin sein, aber zurzeit sind sie nicht einmal die Mannschaft für Ost-Berlin, sondern die für Marzahn, Hohenschönhausen und Hellersdorf. Und jetzt sind sie auch noch drauf und dran, den einzigen Ost und West vereinigenden Identitätsfaktor zu verspielen: den sportlichen Erfolg.

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