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Sport: Die Woche des Arne Friedrich

Kurz vor Schluss trifft Herthas Verteidiger noch zum 1:1 gegen den VfB Stuttgart

Von Klaus Rocca

Berlin. Felix Magath wollte generös gegenüber dem Gastgeber sein. So wie jemand, der mehr erreicht hat, als man erwarten konnte. Also sprach der Trainer des VfB Stuttgart: „Bei dieser Schwüle hat es der Gastgeber, der das Spiel machen muss, natürlich schwerer.“ Irgendwie einleuchtend. Doch Magaths Gegenspieler Huub Stevens war viel zu erbost, als dass er den Ball aufnahm. „Für die Stuttgarter war es doch genauso schwül“, sagte er nur. Die Schwüle im Olympiastadion, die wollte Herthas Trainer nicht als Entschuldigung für das gelten lassen, was seine Spieler zuvor in den 90 Minuten geboten hatten. Ihn konnte in seiner Enttäuschung auch nicht trösten, dass den Herthanern am Ende die vor dem Spiel über die Bahn radelnden Schornsteinfeger doch noch Glück brachten. Als Arne Friedrich, gerade von Rudi Völler in die Nationalmannschaft berufen, fünf Minuten vor dem Abpfiff noch das Ausgleichstor zum 1:1 (0:1) gelang. Für Friedrich war es im zweiten Bundesligaspiel der Höhepunkt einer ereignisreichen Woche, doch Stevens hatte anderes im Sinn. „Über dieses Spiel wird am Montag mit der Mannschaft noch zu reden sein“, sagte der Holländer. Es klang wie eine Drohung.

Verärgert hatte der Trainer nicht nur die „total verschlafene“ (Stevens) erste Halbzeit. Er geißelte auch die „Schlafmützigkeit“ beim Stuttgarter Tor, als die Abwehr so tat, als ginge sie der völlig frei stehende Sean Dundee nichts an. Dem gebürtigen Südafrikaner war es recht. Gegen seinen Schuss aus Nahdistanz hatte Gabor Kiraly, in ungewohnter kurzer – aber immer noch grauer – Hose spielend, keine Abwehrchance.

Erbost war Stevens auch darüber, dass kaum eine Standardsituation, ob Freistoß oder Eckball, nach Wunsch gelöst wurde. „Die üben wir im Training bis zum Überdruss – und dann kommt das heraus“, kritisierte er. Höchst unzufrieden musste Stevens auch mit der Taktik sein – für die er natürlich als Trainer hauptverantwortlich ist. Gegen einen so defensiv eingestellten Kontrahenten, der lediglich mit einer Sturmspitze (Dundee) agiert und sich nach dem Führungstor nur auf Konter verlässt, muss man über die Flügel spielen. Auch mit den Außenverteidigern. Stattdessen wurde fast jeder Angriff durch die Mitte vorgetragen. Sehr zur Genugtuung der Abwehr um den überragenden Portugiesen Fernando Meira.

Als Stevens spürte, dass den Schwaben so nicht beizukommen war, ging er aufs Ganze. Erst schickte er Roberto Pinto gegen dessen ehemalige Klub auf den neu verlegten Rasen, dann Luizao, den Weltmeister. Damit waren alle vier Brasilianer dabei, war doch neben den Stammspielern Marcelinho und Alex Alves auch Nené in der neuen Dreier-Abwehrkette aufgeboten worden. „Jetzt geht’s los“, sangen die knapp 50 000 Zuschauer im fast ausverkauften Olympiastadion, in dem lediglich der Stuttgarter Fanblock spärlich besetzt war.

So richtig los ging es eigentlich auch in diesen letzten 20 Minuten mit Luizao nicht. Gewiss, so manche Torchance gab es schon vorher durch Alves, auch Pinto und Preetz, der gestern 35 Jahre alt wurde. Doch für eine Mannschaft, die nach dem Titel schielt, war auch diese stärkere Phase nicht überzeugend. Luizao selbst konnte wenigstens für sich in Anspruch nehmen, dass er ein wenig Vorbereitung für Friedrichs spätes Ausgleichstor leistete. So stand es am Ende 1:1, was Magath als „völlig gerecht“ bezeichnete.

Für Stevens war das Ergebnis „völlig egal“, was er jedoch schnell relativierte. Eine Heimniederlage wäre nach dem Punkt in Dortmund in der Tat höchst misslich gewesen. Noch ist nicht zu erkennen, dass der Neue auf dem Trainersitz für höhere Spielkultur gesorgt hat. Selbst Marcelinho, an dem diese bislang festzumachen war, ist derzeit nicht die Lichtgestalt. Alves hatte ein, zwei gute Szenen, doch dann verhaspelte er sich wieder und verlor immer öfter den Ball. Nené machte wenig falsch, riskierte mit Kurzabgaben aber auch wenig. Und Luizao, der Hoffnungsträger, fliegt nun erst einmal in seine Heimat zu einem Länderspiel gegen Paraguay. „Das wirft uns und ihn zurück“, bemängelte Stevens. Und wieder verriet sein Gesicht Missmut. Es war nicht sein Tag.

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