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Sport: Die Wurfbude von Gelsenkirchen

Beim Spiel zwischen Besiktas und Chelsea benehmen sich die türkischen Fans in der Arena Auf Schalke daneben

Gelsenkirchen. Die Zahl der Gegenstände, die im Verlauf des Dienstagabends ihren Weg auf den Rasen der Schalker Arena fanden, hätten das Sortiment jedes Gemischtwarenhändlers ordentlich bereichert: Flaschen, Feuerzeuge, Batterien, Münzen, Feuerwerkskörper, Mobiltelefone und Orangen. Die aufgeregten Berichterstatter aus England wollten sogar das passende Messer dazu gesehen haben. Viel konnten die 50 000 Fans von Besiktas Istanbul nicht mehr in ihren Taschen haben, als sie nach dem 0:2 ihres Teams gegen den FC Chelsea frustriert die Heimreise antraten. Ihre Mannschaft war draußen aus der Champions League, allen Einschüchterungsversuchen zum Trotz.

Schuld war der europäische Fußball-Verband Uefa, weil der die Partie wegen der Terroranschläge in Istanbul auf neutralen Boden, verlegt hatte – das fand zumindest Besiktas-Coach Mircea Lucescu. „Wir haben nicht unter fairen Bedingungen verloren“, sagte der Rumäne. „Ich verstehe die Uefa nicht.“ Festzustellen ist aber, dass sich türkische Fußballfans in jüngster Zeit oft daneben benommen haben: Beim EM-Qualifikationsspiel gegen England im Oktober in Istanbul, beim gewalttätigen Ausklang der U-21-Partie gegen Deutschland. Selbst den Sieg von Galatasaray gegen Juventus Turin vor einer Woche in Dortmund feierten einige Zuschauer, indem sie Sitzschalen herausrissen und den Rasen verwüsteten.

Chelseas Mittelfeldmann Frank Lampard jedenfalls fordert nach den Erlebnissen auf Schalke Konsequenzen: „Schon beim Aufwärmen sind wir mit einem ganzen Sack voll Münzen beworfen worden. Wir können froh sein, dass keiner verletzt wurde. Ich bin sicher, die Uefa kann dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr passiert.“ Dass der schwedische Referee Anders Frisk den Beginn der zweiten Halbzeit um sechs Minuten verschieben musste, weil sich im Chelsea-Strafraum Papierrollen türmten, fand Lucescu übrigens überflüssig. „Ellbogen sind gefährlicher als Papierrollen“, sagte der Trainer von Besiktas. Lucescu verwies auf Fouls der Chelsea-Spieler Terry und Desailly. Es war eine Bemerkung, die Jimmy Floyd Hasselbaink, Schütze des ersten und Vorbereiter des zweiten Treffers, durchaus amüsierte. „50 000 Leute bewerfen uns mit allen möglichen Sachen, und der beschwert sich über Ellbogen“, sagte Hasselbaink.

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