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Sport: Die Zeit der Scharlatane

Die EM kommentiert von Ob’s nötig war, dass Rudi Völler zurücktrat? Weiß ich nicht, vielleicht unter dem Aspekt, dass auf dem Boulevard die Diskussion um ihn bereits begonnen hatte und Völlers Instinkte noch funktionieren.

Die EM kommentiert von

Ob’s nötig war, dass Rudi Völler zurücktrat? Weiß ich nicht, vielleicht unter dem Aspekt, dass auf dem Boulevard die Diskussion um ihn bereits begonnen hatte und Völlers Instinkte noch funktionieren. Wie er ja auch zum Abschied seine Linie und Größe gewahrt und vieles Richtige gesagt hat. Kredit, sagte er, braucht ein Bundestrainer, Kredit von den Medien, Kredit vom Publikum – und damit die Erlaubnis, auch einmal verlieren zu dürfen. Die Laufzeit des Kredits beträgt zwei Jahre, dann hat die Rückzahlung zu erfolgen. Und zwar fatalerweise auf Grundlage einer sich offensichtlich hierzulande längst festgesetzten Gleichung: Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland = Weltmeister 2006 Deutschland.

Darunter wird es nicht gehen. Man hat ja fast den Eindruck, als sei ein Dekret erlassen worden, weil Franz Beckenbauer die Meisterschaft ins Land geholt hat und das Land nun die herrlichsten Stadien baut. Dass das allein den Titel noch nicht sichert, scheint vergessen zu sein. Das macht die Suche nach einem Mann, der Völlers doch gar nicht so falsche Arbeit fortsetzt, nicht leichter. Wer garantiert, dass er den Kredit bis auf den letzten Cent zurückzahlen kann – glaubt ihm nicht, er ist ein Scharlatan.

Realitätssinn ist gefordert, keine Phantasterei. Die Realität: Wir haben gegen die Niederländer nur Unentschieden gespielt, gegen die Letten auch und gegen Tschechiens B-Mannschaft verloren. Nicht, weil Schicksalsmächte gegen uns, sondern weil wir nicht gut genug waren. Wir haben ein paar Gründe, die Anlass zur Hoffnung auf Besserung geben.

Schließlich, auch das gehört zur Realität, muss der neue Mann wissen, dass er als Messias gehandelt wird. Auch das muss er aushalten können. Und all denen, die die Gleichung als Naturgesetz sehen, täglich entgegenhalten, dass sie es nicht ist. Das kann jeder Mathematiklehrer.

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