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Sport: Dieses Mal für immer

Mit Kim Clijsters hat die vielleicht beliebteste Profi-Tennisspielerin jetzt ihre Karriere beendet.

Es war eine Art traurige Berühmtheit, zu der Benjamin Becker vor sechs Jahren bei den US Open gelangte. Denn als er damals in der dritten Runde Andre Agassi bezwang und damit die Karriere des US-amerikanischen Champions beendete, da galt er fortan als derjenige, „der Bambi erschoss“. In eine ähnlich undankbare Rolle wurde nun Laura Robson gedrängt. Der britische Teenager traute sich gar nicht, die Freude so richtig herauszulassen, als der Return von Kim Clijsters ins Aus gesegelt war und Robson die Zweitrundenpartie mit 7:6 und 7:6 gewonnen hatte.

Fast entschuldigend hob die 18 Jahre alte Robson die Hände und sagte dann vor den 23 000 Zuschauern im Arthur-Ashe-Stadium: „Es tut mir leid, Kim. Du bist immer mein Vorbild und so unglaublich nett gewesen. Wir werden dich alle sehr vermissen.“ Clijsters kämpfte ein wenig mit den Emotionen, die Zuschauer hatten sich längst von ihren Plätzen erhoben und wollten gar nicht mehr aufhören, für die 29-jährige Belgierin zu klatschen. Doch sie fand ihr Strahlen schnell wieder, denn auch wenn es das letzte Einzelmatch ihrer Karriere gewesen ist, so war sie doch mit sich im Reinen. Clijsters hatte sich diesen Schritt lange überlegt, sie ginge ohne Bedauern, sagte sie. Es sei für sie an der Zeit. „Hier drin im Herzen, da fühlt man einfach, wenn es so weit ist.“

Und wo sonst als bei den US Open hätte sie ihren Abschied vom Profitennis besser begehen können. „Es ist der perfekte Ort, um aufzuhören. Hier wurden meine Träume wahr“, sagte sie. 2005 hatte Clijsters erstmals in New York triumphiert, und es war für sie wie eine Befreiung gewesen. Denn obwohl sie schon die Nummer eins der Welt war, hatte sie ihre ersten vier Grand-Slam-Finals alle verloren. Sie nannte es später stets ihre „erste Karriere“, denn nur zwei Jahre darauf war Clijsters schon einmal zurückgetreten.

Sie hatte nach zehn Jahren genug von der Schinderei und Verletzungen, sagte sie damals, sie wollte eine Familie gründen. Sie heiratete den Basketballprofi Brian Lynch und bekam ihre Tochter Jada. Doch nur 18 Monate nach deren Geburt stand Clijsters wieder im Arthur-Ashe- Stadium, und was sie dort erreichte, wirkt fast wie ein Märchen, das sie Jada abends vor dem Einschlafen erzählen könnte.

Auf Anhieb war Clijsters nach ihrer Rückkehr mit einer Wildcard zum zweiten US-Open-Titel gestürmt und hatte als erste Mutter seit Evonne Goolagong Cawley 1977 einen Grand-Slam-Sieg errungen. „Darauf bin ich besonders stolz, denn ich weiß, wie viel Arbeit darin steckte, nach der Geburt physisch und mental zum Tennis zurückzukommen.“ Die kleine Jada tollte damals quietschvergnügt bei der Siegerehrung mit über den Platz. Mit ihrer Mama war das nicht anders, wohl keine Spielerin ist so beliebt wie sie mit ihrer offenen und warmen Art, und es lag Clijsters von jeher viel daran, Freundschaften mit ihren Kolleginnen zu pflegen. In einer Welt von Einzelkämpferinnen stach sie damit heraus, auch mit ihrer Spielweise. Offensiv, aggressiv und vor allem mit jenem Spielwitz, der der heutigen Generation meist fehlt.

2010 wiederholte sie ihren Triumph bei den US Open und gewann auch die Australian Open im Anschluss, doch oft plagten sie wieder Verletzungen. „Es gab in den letzten anderthalb Jahren viele Höhen und Tiefen, aber ich bin glücklich, dass ich das alles erleben durfte.“ Dieses Mal ist der Rücktritt für immer. Die Familie habe jetzt Vorrang, sagte sie, „ich freue mich auf ein normales Leben“.

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