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Sport: Diesmal kein Opfer

Bochums Trainer Neururer kann nicht über den Schiedsrichter meckern

Volker Finke hatte schon eine Ahnung, als er mit seiner Mannschaft nach Bochum fahren musste. „Wir haben doch gesehen, was die ganze Woche über berichtet wurde. Da war uns klar, dass es hier schwer würde.“ Die ganze Woche über hatte Peter Neururer, der Trainer des Bundesligisten VfL Bochum, in jede Fernsehkamera, die er sah, gejammert, wie übel doch seine Mannschaft in der vergangenen Zeit von den Schiedsrichtern benachteiligt worden sei. Das meinte Volker Finke, der Trainer des SC Freiburg, mit seinen Andeutungen. Am Samstag musste Freiburg in Bochum antreten, verlor 1:3, und prompt sah sich Finke selber als Opfer des Schiedsrichters. Knut Kircher habe die Bochumer zu zahm und die Freiburger zu hart angefasst.

Vor allem die Rote Karte gegen Freiburgs Torhüter Richard Golz nach einem Foul an Trojan weit weg vom eigenen Strafraum erboste den Coach. Dass der Bochumer Stürmer – fast vierzig Meter vom gegnerischen Tor entfernt – einer „klaren Torchance“ (Kircher) beraubt wurde, bezweifeln viele Freiburger. „Freistoß und Gelb hätten ausgereicht“, sagte Golz nach seiner ersten Roten Karte nach 442 Bundesligaspielen. Finke kam bei jeder Streitfrage auf die Schiedsrichterschelte der vergangenen Woche zurück. „Die ganze Woche wurde aufgezählt, wie oft die Bochumer benachteiligt wurden, da hatte man schon fast ein schlechtes Gewissen, gegen sie zu spielen.“ Doch sein Kollege Neururer wollte sich kein schlechtes Gewissen einreden lassen. Von „ausgleichender Gerechtigkeit“ könne keine Rede sein, sagte er. „Sonst müssten wir in dieser Saison fast jedes Spiel dank einer kuriosen Schiedsrichterentscheidungen gewinnen.“

Der VfL Bochum hatte das Motto des Spiels in der ganzen Stadt plakatiert. „Aufholjagd!“ Die Bochumer sprechen seit Wochen von nichts anderem. Und vor dem Spiel gegen Freiburg fügten sie hinzu: „Jetzt erst recht.“ Nach den neunzig Minuten im Ruhrstadion sahen sie sich zum ersten Mal seit langem bestätigt. Der Tabellensechzehnte zeigte gegen die ebenfalls abstiegsgefährdeten Freiburger wenig, aber genug, um zu siegen. „Wir leben noch“, sagte Neururer.

Dennoch liegen die Bochumer immer noch vier Punkte hinter Mainz. Es war nur der erste Sieg nach sechs fehlgeschlagenen Versuchen. Und die nächsten Gegner heißen Bremen und Schalke. Neururer gibt inzwischen zu, dass er in einer derart heiklen Lage „auch auf andere Plätze schauen muss“ – und zwar nicht nur nach Mainz. Mit einiger Phantasie hat der Trainer „mehrere Mannschaften“ ausgemacht, die noch in Bedrängnis geraten könnten. Welche, wollte Neururer nicht sagen. Einen Mangel hat der Trainer in der schöngefärbten Bochumer Welt aber doch bemerkt und benannt. Seine Mannschaft habe es versäumt, ihre miserable Tordifferenz aufzubessern. Nach dem Platzverweis gegen Golz hatte sich zwanzig Minuten lang die Chance geboten, gegen nicht allzu wehrhafte Freiburger Tore zu schießen. Doch es blieb bei den Treffern von Misimovic, Kalla und Bechmann.

Das sportliche Lebenszeichen des VfL wurde illustriert von einigen wohlwollenden Entscheidungen des Schiedsrichters. Misimovic’ Führungstor folgte aus einem umstrittenen, aber vertretbaren Elfmeter. So phantasielos die wegen einer Grippewelle geschwächte Freiburger Mannschaft auch gekickt hatte, für Finke war in der Analyse vor allem der Schiedsrichter der eigentliche Grund für die Niederlage. Seine Spieler hätten von Beginn an „Angst davor gehabt, dass es zu solchen lauwarmen Situationen im Sechzehnmeterraum kommen würde“.

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