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Sport: Diesmal ohne Qual

Jan Ullrich beginnt mit der Tour-Vorbereitung

Rudy Pevenage krächzt, als hätte der treue Betreuer die übliche Erkältung von Jan Ullrich auf sich genommen. Sein Schützling hingegen ist zur Abwechslung einmal ohne Schnupfen durch die Sarthe- Rundfahrt im zugigen Nordwesten Frankreichs gekommen. Mit allen weiteren Einschätzungen nach dem Saison-Einstieg des deutschen Radstars über 673,4 Kilometer an vier Tagen sollte man in der einen wie in der anderen Richtung jedoch zurückhaltend sein. Rudy Pevenage ist es. „Zufrieden“, lautet sein Urteil. „Ein guter Anfang, aber auf Jan wartet noch viel Arbeit.“ Auch Ullrich selbst stellt zufrieden fest, „dass meine Form so gut ist, wie sie zu diesem frühen Zeitpunkt sein sollte“.

Mögen sich auch andere noch über ein paar Pfunde zu viel mokieren, Ullrich sieht sich „voll im Plan“. Denn wenn er jetzt schon so stark wäre, dass er an der viermal zu bewältigenden 18-Prozent-Rampe auf der Schlussetappe in Le Mans um den Sieg hätte mitklettern können, „dann könnte ich bei Paris-Roubaix starten, aber nicht mehr aussichtsreich bei der Tour de France im Juli“. Eine zu frühe Hochform kann später schaden. Auch Lance Armstrong oder Ivan Basso dosieren ihre Anstrengungen und fahren dort, wo sie auftauchen, nur mit.

Das Zeitfahren über 8,8 Kilometer, bei dem Ullrich mit 21 Sekunden Rückstand Dreizehnter wurde, war mehr Rad- als Formtest. „Die Maschine passt. Sie ist mir auf den Leib geschneidert. Es macht Spaß, den schwarzen Renner zu bewegen“, sagte der 31-Jährige. Ullrich beendete sein Saisondebüt als Zehnter mit 2:20 Minuten Rückstand auf den Sieger Sylvain Chavanel aus Frankreich – zehn Plätze besser und vier Minuten Rückstand weniger als vor zwei Jahren beim später so erfolgreichen Comeback nach 14-monatiger Zwangspause. Aber im Jahr 2003 war eine viel stärkere Konkurrenz am Start, unter anderem Armstrong, auch wenn der sechsmalige Toursieger nach zwei Etappen ausstieg. Rudy Pevenage weiß daher das Resultat richtig einzuordnen. Der Belgier richtet sein Urteil nicht nach Rang und Zeit, sondern nach seiner Beobachtung. „Jan ist ohne Probleme überall mitgefahren und in einer besseren Verfassung als zu diesem Zeitpunkt vor einem Jahr.“

Am Dienstag geht der gezielte Formaufbau für die Tour de France mit der Aragon-Rundfahrt in Spanien weiter. „Jan ist auf einem guten Weg“, sagt Rudy Pevenage mit krächzender Stimme. „Diesmal läuft es anders als im Vorjahr, als ich mich von Rennen zu Rennen gequält habe“, sagt Ullrich. „Das passiert mir nie wieder. Ich bin voll konzentriert und motiviert bei der Sache.“

Hartmut Scherzer[Frankfurt am Main]

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