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Sport: Dinner ohne Appetit

Der FC Bayern steht trotz schwacher Leistung in Valencia im Achtelfinale der Champions League.

Berlin - Das nächtliche Bankett nach Europapokalspielen gehört zum FC Bayern wie der turnusmäßige Anspruch des Klubs auf Titel. Beim Dinner nach dem Spiel haben sich in den vergangenen Jahren teils legendäre Szenen abgespielt, als Paradebeispiel gilt bis heute die Wutrede Franz Beckenbauers nach einer 0:3-Niederlage in Lyon vor über zehn Jahren.

Ganz so drastisch wie der heutige Ehrenpräsident ist Karl-Heinz Rummenigge am späten Dienstagabend nicht geworden. Allerdings hatte der Vorstandsvorsitzende des deutschen Rekordmeisters einiges auszusetzen am 1:1 (0:0) im Vorrundenspiel der Champions League beim FC Valencia und dem damit verbundenen Achtelfinal-Einzug. Nach der Punkteteilung vor 44 000 Zuschauern im Estadio de Mestalla trat Rummenigge also an das Mikrofon, seine Worte klangen, als sei ihm der Appetit vergangen. Rummenigge erinnerte die Profis an die titellose Vorsaison. „Wir müssen aufwachen“, sagte er, „ wir müssen ganz einfach das verhindern, was uns im letzten Jahr passiert ist“. Obwohl die Münchner nach grobem Foulspiel von Valencias Antonio Barragan gegen David Alaba und einem berechtigten Platzverweis mehr als eine Stunde lang in Überzahl agieren durften, kamen sie letztlich nicht über ein Unentschieden hinaus. Die Qualifikation für die K.o.-Phase und weitere Einnahmen in Millionenhöhe sind den Bayern zwar nicht mehr zu nehmen, um den Gruppensieg muss die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes allerdings noch bangen.

Heynckes selbst wollte Rummenigges Kritik so allerdings nicht stehen lassen. „Wir haben jetzt zweimal 1:1 gespielt auswärts. Das Mestalla-Stadion war immer eine Festung“, sagte der Trainer. Und dann merkte er noch an: „Auch früher hat der FC Bayern nicht immer glorreich gespielt, überwältigend und attraktiv.“ Womöglich war der durchwachsene Auftritt nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass beide Teams mit der Gewissheit in das Spiel gehen konnten, bei einem Remis sicher die nächste Runde zu erreichen – weil der OSC Lille bereits zuvor bei Bate Borissow mit 2:0 gewonnen hatte.

Heynckes hatte sein Team gegenüber der Startformation beim 1. FC Nürnberg auf fünf Positionen verändert. Philipp Lahm, Holger Badstuber, Javier Martinez und Franck Ribéry kehrten zurück, in der Sturmspitze hatte sich Bayerns Trainer für Claudio Pizarro anstelle des etatmäßigen Torjägers Mario Mandzukic entschieden. Allerdings suchten die Bayern nur mit angezogener Handbremse den Weg zum gegnerischen Tor, allein über die vielen Eckbälle kamen sie zu vagen Chancen. In der zweiten Hälfte tat sich der deutsche Rekordmeister noch schwerer, ehe Feghouli alle Alarmlampen anknipste. Seinen Schuss fälschte Dante unhaltbar ab für Torhüter Manuel Neuer – 1:0 für den Gastgeber. Das Spiel gewann nun an Tempo. Kurz nach der Einwechslung von Mario Gomez, der nach über hundert Tagen Pause wieder zum Einsatz kam, setzte sich Lahm durch, flankte nach innen – der ebenfalls eingetauschte Mandzukic und Gomez verpassten. Doch Thomas Müller drückte den Ball über die Linie.

Im letzten Gruppenspiel können die Bayern nun gegen Borissow den Gruppensieg perfekt machen. Bis dahin bahnen sich allerdings bereits die nächsten Nebenkriegsschauplätze an. Nach dem Jubel von Mario Mandzukic im Derby gegen Nürnberg wartet möglicherweise ein juristisches Nachspiel auf den Stürmer. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth prüft derzeit, ob Ermittlungen eingeleitet werden. Mandzukic hatte den rechten Arm wie bei einem militärischen Gruß an die Stirn gelegt und dann von sich gestreckt. Die Geste war als Gruß an die kroatischen Kriegsgeneräle Ante Gotovina und Mladen Markac gedeutet worden.Tsp

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