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Sport: Doping: Die Zeit läuft weg

Der Fall Baumann, der im Vorfeld der am Freitag beginnenden Hallen-Weltmeisterschaften der Leichtathleten in Lissabon auch zu einem Fall Fitschen geworden ist, sorgt weiter für Unruhe im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Zur Zielscheibe wird dabei der DLV-Präsident Helmut Digel, der bei den Verbandswahlen am 24.

Der Fall Baumann, der im Vorfeld der am Freitag beginnenden Hallen-Weltmeisterschaften der Leichtathleten in Lissabon auch zu einem Fall Fitschen geworden ist, sorgt weiter für Unruhe im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Zur Zielscheibe wird dabei der DLV-Präsident Helmut Digel, der bei den Verbandswahlen am 24. März nicht mehr für das Amt kandidieren wird. Designierter Nachfolger ist Vize-Präsident Clemens Prokop. Dem einen oder anderen im Bereich des DLV scheint nun daran gelegen zu sein, dem Präsidenten während der letzten Amtstage noch ein paar Steine in den Weg zu legen.

Hintergrund: Die Chronologie des Falls Dieter Baumann Die Erklärung von DLV-Präsident Helmut Digel im Wortlaut

Stein des Anstoßes war ursprünglich Dieter Baumanns Start bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund. Die Gegner von Baumann, der national freigesprochen, international jedoch mit einer Dopingsperre des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF) belegt ist, wurden daraufhin gesperrt von der IAAF. Darunter war auch Jan Fitschen. Noch ist der Wattenscheider im deutschen Aufgebot für die Hallen-WM. Ob das Council des Welt-Verbandes IAAF seinen Start zulässt, war gestern noch unklar. Im ZDF-Sportstudio hatte IAAF-Generalsekretär Istvan Gyulai nachdrücklich betont, im Anschreiben des Leichtathletik-Weltverbandes vor den Deutschen Hallenmeisterschaften sei nur vor einer möglichen Sperre von Dieter Baumanns Mitläufern über 3000 m gewarnt worden. Worauf Jan Fitschen, im Ziel Zweiter hinter Dieter Baumann, erklärte: "Hätte ich das gewusst, wäre ich nicht gestartet."

Der DLV hatte jedoch vorher Rundschreiben kursieren lassen, allen Teilnehmern drohe diese IAAF-Sanktion und zugleich allen denkbaren Rechtsschutz gegen die IAAF zugesichert. Die IAAF aber reagierte so, wie es im Brief angekündigt war und sperrte zunächst die Starter über 3000 m. Und der Weltverband setzte den Neubeginn für Baumanns zweijährige Sperre regelkonform auf den Tag seines unerlaubten Wettkampfes an. Der DLV hätte diese Zuspitzung vielleicht vermeiden können, wenn er die Information der IAAF korrekt an die Athleten weitergegeben hätte. Hier beginnen nun die Spekulationen und Vorwürfe. Wie der Tagesspiegel aus dem Bereich der DLV-Geschäftsstelle zunächst erfuhr, sei es einer eigenmächtigen Interpretation des DLV-Präsidenten Helmut Digel zuzuschreiben, dass nicht explizit die 3000-m-Läufer gewarnt wurden. "Ihm war klar, dass sonst der 3000-m-Lauf wegen mangelnder Beteiligung ausgefallen wäre. Aber er wollte, dass Baumann seinen Auftritt bekommt", sagte ein Mitarbeiter der DLV-Geschäftsstelle dem Tagesspiegel. "Das ist Unsinn", dementierte jedoch Helmut Digel diese Aussage. Tatsächlich hatte die pauschale Warnung an alle Athleten Rüdiger Nickel, der Leistungssportchef des DLV, geschrieben. "Diese Mitteilung habe ich zu vertreten - und dazu stehe ich auch", sagte Nickel. Gefragt, ob es nicht unglücklich war, die Warnung nicht genauer für den 3000-m-Lauf formuliert zu haben, sagte Nickel: "Nach dem Regelwerk sind wir verpflichtet, alle Athleten zu warnen. Im Nachhinein ist man natürlich immer klüger." So ist Helmut Digel aus der Schusslinie. "Es gibt eine ganze Reihe von Unterstellungen gegen mich, aber dazu sage ich nichts", sagte Digel und fügte nur noch hinzu: "Ich bin nicht der Richter im Fall Baumann, und ich habe mich immer an die Regeln des DLV gehalten. Und wenn mich jemand angreift, soll er erst einmal Beweise auf den Tisch legen."

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