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Doping: Jamaika will Kontrollen verschärfen

Seit langem steht Jamaika unter dem Verdacht viel zu laxer Doping-Kontrollen. Damit soll bald Schluss sein. Die Regierung will mehr Geld bereitstellen für einen effektiveren Kampf gegen den Pharmabetrug.

Jamaikas Sprint-Asse um Weltstar Usain Bolt stehen künftig unter schärferer Beobachtung. Der hartnäckige Armstrong-Jäger Travis Tygart, Chef der amerikanischen Anti-Doping-Agentur USADA, und seine Organisation wurden von den Kollegen aus Jamaika um Hilfe gebeten. Eine entsprechende Partnerschaft wird derzeit bei der Welt-Anti-Doping-Konferenz in Johannesburg diskutiert. „Sie brauchen Hilfe“, sagte Tygart. „Wir wollen, dass der WADA-Code umgesetzt wird. Ihre Athleten verdienen Besseres.“ Die USADA sei „bereit und gewillt“, Unterstützung zu leisten. Zudem hat die Regierung der Karibikinsel angekündigt, 2014 mehr Geld für einen wirkungsvolleren Kampf gegen die Doping-Seuche ausgeben zu wollen.

Die Anti-Doping-Agentur Jamaikas (JADCO) musste im vergangenen Jahr für eine wenig glaubwürdige Abwicklung der Testprozedur harsche Kritik einstecken. Vor den London-Spielen 2012 soll es keine unangemeldeten Trainingskontrollen bei den jamaikanischen Leichtathleten gegeben haben, offenbarte die ehemalige JADCO-Chefin Anne Shirley. Jamaikas Sportministerin Natalie Neita-Headley räumte in Südafrika „finanzielle Schwierigkeiten“ ein, die zum Zusammenbruch des Testsystems geführt hätten. Nach einer außerordentlichen Überprüfung will die WADA am Freitag einen Bericht dazu vorstellen.

„Es gab eine Zeit von ungefähr fünf bis sechs Monaten in der ersten Hälfte des Jahres 2012, in der es keine wirksamen Operationen (der JADCO) gab“, hatte WADA-Direktor David Howman unlängst zugegeben. „Es mag zwar ein, zwei vereinzelte Kontrollen gegeben haben, aber keine organisierten Tests. Wir sind sehr verärgert deshalb.“ Die jamaikanischen Sprinter gewannen bei den Olympischen Spielen in London immerhin acht von zwölf Einzelmedaillen über 100 und 200 Meter. Das Land steht schon seit längerem unter dem Verdacht viel zu laxer Doping-Kontrollen. Allein im Vorfeld der WM in diesem Jahr in Moskau gab es drei prominente Doping-Fälle. Die dreifache Olympiasiegerin Veronica Campbell-Brown, der ehemalige 100-Meter-Weltrekordler Asafa Powell und Sprinterin Sherone Simpson wurden jeweils der Einnahme verbotener Substanzen überführt.

Bald könnte es für Betrüger noch schwieriger werden, unentdeckt zu bleiben. Dank der effektiven Ermittlungen von Tygart und der USADA im Fall Lance Armstrong konnte der frühere Radstar im vergangenen Jahr als Dopingsünder überführt und lebenslang gesperrt werden. Seine Erfolge, darunter die sieben Siege bei der Tour de France von 1999 bis 2005, wurden ihm aberkannt. (dpa)

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