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Sport: Doping oder nicht Doping?

Der Einspruch gegen die Sperre von Albas Basketballer Michael Wright wird heute verhandelt

Berlin - Für Dieter Hauert ist der Fall eindeutig. „Es kann nach meiner Auffassung nur Freispruch geben“, sagt der Präsident von Alba Berlin. Heute um 17.30 Uhr verhandelt der Rechtsausschuss des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) unter der Leitung des Verwaltungsrichters Wolfgang Pertek in Wetzlar über Albas Einspruch gegen die Sperre des Berliner Basketballers Michael Wright. Auch Roland Geggus, Präsident des DBB, wird bei der Verhandlung anwesend sein. Er sagt: „Ich hoffe, dass der Einspruch abgewiesen wird.“

Heute werden Michael Wright, Vizepräsident Marco Baldi und zwei Rechtsanwälte nach Wetzlar fliegen. „Der Fall ist sehr kompliziert und bedarf einer genauen juristischen Prüfung“, sagt Marco Baldi. Michael Wright wurde Mitte April von der Anti-Doping-Kommission des DBB für zwölf Spiele gesperrt, weil am 19. März Spuren von Amphetaminen in seinem Blut gefunden worden waren, die auf der Dopingliste stehen. Von den zwölf Spielen Sperre hat er inzwischen fünf abgesessen. Damit könnte der 25-Jährige frühestens im dritten Halbfinale um die deutsche Meisterschaft wieder spielen.

Wright leidet seit seiner Kindheit unter dem Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom, kurz ADHS. Dagegen nimmt der US-Amerikaner seit seinem zwölften Lebensjahr amphetaminhaltige Medikamente. In den USA, Spanien und Israel spielte Wright mit diesen Medikamenten. „Die nimmt er, um ein normales Leben führen zu können“, sagt Gerd-Ulrich Schmidt, Albas Mannschaftsarzt. Auf gesunde Menschen wirken die Amphetamine, die Wright genommen hat, aufputschend.

Bei Menschen mit ADHS wirken sie jedoch anders als bei Gesunden: Sie schwächen den Bewegungsdrang ab, machen ruhiger und ermöglichen eine bessere Konzentration. Mediziner sprechen von einer paradoxen Wirkung. Für die Wirkung ist also wichtig, wer das Mittel nimmt, ob ein Gesunder oder ein ADHS-Patient. „Diese Medikamente steigern die Leistungsfähigkeit keineswegs über das normale Maß hinaus, sondern bewirken im besten Fall eine Angleichung an den Zustand Gesunder“, sagt Charité-Psychiater Michael Colla, der am Campus Benjamin Franklin eine Spezialambulanz für ADHS bei Erwachsenen leitet. Für Sportler mit ADHS laufe es faktisch auf ein Berufsverbot, zumindest aber auf eine Diskriminierung hinaus, wenn man ihnen die Mittel verbiete, findet der Mediziner.

So ähnlich will Alba heute ebenfalls argumentieren. „Mit den zwölf Spielen Sperre ist der DBB einen Mittelweg gegangen, der uns nicht gefällt“, sagt Präsident Dieter Hauert. „Entweder hätte man Wright richtig verdonnern müssen oder aber freisprechen. Die entscheidende Frage lautet doch: Ist es Doping oder nicht?“ Der Deutsche Basketball-Bund hingegen dürfte darauf verweisen, dass Alba keine korrekte Ausnahmegenehmigung für das Medikament beantragt hatte.

Für Michael Wright ist die Schuldfrage leicht zu beantworten. „Ich habe nichts falsch gemacht“, sagt der Power Forward. Ob er seine Medikamente weiterhin nimmt oder bereits auf ein anderes Medikament umgestellt hat, will er nicht sagen. „Das ist meine Privatsache.“ Das Trainingslager auf Mallorca, das seine Mannschaft vergangene Woche absolvierte, habe ihm gut getan. „Das hat mir etwas Abstand zu den Dingen hier verschafft“, sagt der 25-Jährige. Im Hinblick auf das Verfahren sagt er: „Es wäre ein Traum, am Freitag wieder spielen zu können.“ Dann beginnen für Alba nämlich die Play-offs. Um 19.30 Uhr empfängt der Klub EnBW Ludwigsburg in der Max-Schmeling-Halle, um das erste Viertelfinale der „Best of Five“-Serie zu spielen. Mit oder ohne Wright. Sollte Albas Einspruch nicht stattgegeben werden, plant Präsident Hauert bereits den nächsten Schritt: „Dann müssen wir eben vor ein Zivilgericht ziehen.“

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