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© dpa

Doping-Verdacht: Pechstein will bluten

Ein mehrwöchiger Check soll beim Doping-Verdacht gegen Claudia Pechstein Entlastung bringen. Die Nada zeigt sich dafür offen.

Eines hat Claudia Pechsteins öffentliche Verteidigungsshow schon gebracht: In den Fall der wegen Dopings gesperrten Eisschnellläuferin kommt Bewegung. Nach Informationen des Tagesspiegel soll in dieser Woche ein Konzept erstellt werden, auf dessen Grundlage Pechsteins schwankende Blutwerte mit einer Langzeitstudie untersucht werden können. „Wir werden der Nationalen Anti-Doping-Agentur gemeinsam mit namhaften Wissenschaftlern diesen Vorschlag unterbreiten“, sagte Pechsteins Manager Ralf Grengel auf Nachfrage. „Claudia Pechstein hat ihr Einverständnis erklärt.“ Welche Wissenschaftler beteiligt werden, sagte Grengel nicht. Offen ist noch, ob der Pharmakologe Fritz Sörgel dabei sein will, der den Vorschlag eines Quarantäne-Checks von Pechsteins Blut selbst unterbreitet hatte.

Die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) zeigte sich am Sonntag erstmals offen für die Durchführung eines solchen im Sport bislang einmaligen Blutchecks. „Voraussetzung ist ein belastbares Konzept“, sagte Nada-Chef Armin Baumert. Unklar sei aber nach wie vor die Finanzierung.

Pechstein war vom Weltverband ISU aufgrund wiederholt erhöhter Werte ihrer Retikulozyten (junge rote Blutkörperchen) für zwei Jahre gesperrt worden. Sie beteuert ihre Unschuld und klagt vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas. Für ihre Werte hatte Pechstein zunächst eine Blutanomalie oder eine mögliche Krankheit ins Feld geführt. Für beides fanden sich aber bislang keine Anhaltspunkte. Inzwischen ist die Verteidigung der 37-Jährigen dazu übergegangen, dem Weltverband allerlei Form- und Verfahrensfehler nachweisen zu wollen – was auf der Entlastungsshow in Berlin breiten Raum einnahm. So wird Pechstein bei der Verhandlung im Herbst vor dem Cas auf das Rückwirkungsverbot pochen. Ihr Team, das sich mit dem Sportrechtsanwalt Christian Krähe verstärkt hat, will so alle Proben vor 2009 aus dem Verfahren nehmen. Die ISU hatte ihrer Sperre anhand von 95 Blutproben Pechsteins zwischen 2000 bis 2009 ausgesprochen. Nach Krähes Ansicht ist es aber erst seit Anfang dieses Jahres möglich, Athleten aufgrund auffälliger Blutwerte zu sperren. Richtig aber ist: Eine Sperre anhand von Indizien ist schon viel länger möglich, wurde aber nur nicht angewandt. Erst als in diesem Jahr noch einmal auf diese Möglichkeit hingewiesen wurde, wurden die Sportverbände aktiv. Zudem wies Pechstein auch rund um die Mehrkampf-WM in Hamar im Februar dieses Jahres erhöhte Blutwerte auf.

Abseits der juristischen Details und unabhängig von der Frage, wer in diesem Präzedenzfall ohne positive Dopingprobe eigentlich die Beweislast trägt, sucht Pechstein den medizinischen Befreiungsschlag. „Wir sind uns sicher, dass wir zeigen können, dass ihre Retikulozytenwerte immer wieder ausschlagen“, sagt Grengel. Für eine glaubwürdige Entlastung will Pechstein sechs Wochen lang unter Aufsicht täglich drei Urinproben sowie alle drei Tage eine Blutprobe abgeben. Pechstein klagt: „Meine Arme sehen schon jetzt schrecklich aus von den Tests.“ Wer als unschuldig gelten will, muss offenbar leiden.

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