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Sport: Doping: Vom Vater heimlich gedopt

Der 22 Jahre alte Schotte John Skeete war für seine Verhältnisse eigentlich viel zu schnell gewesen, als er Ende Januar britischer 60-m-Meister wurde. Er hatte sich nämlich gleich um 15 Hundertstel auf die Zeit von 6,59 Sekunden gesteigert.

Der 22 Jahre alte Schotte John Skeete war für seine Verhältnisse eigentlich viel zu schnell gewesen, als er Ende Januar britischer 60-m-Meister wurde. Er hatte sich nämlich gleich um 15 Hundertstel auf die Zeit von 6,59 Sekunden gesteigert. Deshalb fiel niemand aus allen Wolken, als am 24. Februar das Ergebnis der obligatorisch genommenen Dopingprobe bekannt gegeben wurde: positiv. Aus dem Urin des Sprinters war das Anabolikum Stanozolol gefischt worden, mit dem schon in Seoul 1988 der kanadische 100-m-Olympiasieger Ben Johnson für negative Schlagzeilen gesorgt hatte.

Das Resultat war eindeutig, aber Skeete beteuerte nicht nur seine Unschuld, sondern er ging auch sofort zur Polizei und erstattete Anzeige - gegen Bekannt. Damit drehte sich die Betrachtungsweise plötzlich um 180 Grad. "Ich habe den Namen der verantwortlichen Person genannt", teilte er nach seiner ersten Vernehmung mit. Knapp ein Dreivierteljahr später, seine obligatorische Zweijahressperre zerrinnt nur langsam, liegt auch ein Geständnis vor. Allerdings das von John Skeete Senior, seinem Vater. Der Senior hatte die Dopingsubstanz unter die Nahrungsergänzungsmittel seines Sohnes gemischt.

Wollte er seinen Sohn schneller machen oder war vielleicht sogar Eifersucht das Motiv? Der Sohn hatte früh sein außergewöhnliches Talent nachgewiesen, als er in der Altersklasse der 17-Jährigen englischer Schulmeister über 100 Meter geworden war. Sein Trainer war damal John Skeete Senior, der eine Übungsleiterlizenz des britischen Leichtathletik-Verbandes besaß. Doch Skeete Junior machte keine Fortschritte, ständig war er verletzt. Der junge Sprinter wechselte zum Erfolgstrainer Tony Hadley. Dafür war er bereit, zweimal in der Woche Zugfahrten von London ins über 200 Kilometer entfernte Birmhingham zu bewältigen.

Skeete Senior, Vater von neun Kindern, hatte seinen Sohn, der zu Besonderem fähig schien, an einen anderen Trainer verloren. Es scheint, als wäre dessen sportlicher Erfolg für den Vater zu einer Demütigung geworden. Das hat er offensichtlich nicht verkraftet.

Skeete sr. ist inzwischen von allen Trainertätigkeiten bis Juli 2003 ausgeschlossen worden. Derweil beruft sich sein Sohn auf "außergewöhnliche Umstände" und bittet den Rat des Weltdachverbands IAAF um Annulierung der Sperre. Die Polizei ermittelt wegen Arzneimittel-Missbrauchs. Der Dopingfall Skeete entwickelte sich zu einem dubiosen Fall. Ob die Geschichte von dem Familiendrama stimmt, wird sich wohl erst im öffentlichen Verfahren klären.

Robert Hartmann

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