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Andrea Moletta

© dpa

Doping-Verdacht: Gerolsteiner zieht Moletta aus dem Verkehr

Das Team Gerolsteiner hat schnell gehandelt und den unter Dopingverdacht stehenden Italiener Andrea Moletta freigestellt. In einem Auto fanden die Zielfahnder während des Giro d'Italia verbotene Substanzen und eine Spritze. Im Wagen saß der Vater von Moletta.

Ausgerechnet dem bisher eher unbescholtenen Gerolsteiner-Team könnte ein spektakulärer Doping-Fall drohen. Das Team des Mathematiklehrers Hans-Michael Holczer, der seit Monaten auf der Suche nach einem neuen Sponsor für 2009 ist, stellte seinen italienischen Profi Andrea Moletta vom Rennbetrieb frei. Dessen Vater saß zusammen mit zwei weiteren Personen in einem Auto, in dem Zielfahnder laut der Zeitung "La Repubblica" 82 Packungen des gefäßerweiternden Potenzmittels Viagra und eine in einer Zahnpastatube versteckte Einwegspritze fanden.

Team-Gerolsteiner reagiert sofort

Der Wagen sei am Dienstag von Padua auf dem Weg zum Giro d'Italia gewesen, teilte die in Italien für die Drogenfahndung zuständige Behörde NAS mit. Obwohl Molettas Verwicklung nicht bewiesen ist, hatte das Gerolsteiner-Team am Mittwoch prompt reagiert, und den 29-jährigen Helfer seines Kapitäns Davide Rebellin sofort aus dem Rennen genommen. "Bis die Sache geklärt ist, wird er nicht mehr eingesetzt", hatte Holczer erklärt.

Teamchef Christian Henn bezweifelt eine Verwicklung Molettas in den Fall. "Das war eine gezielte Polizei- Aktion. Wenn die also Moletta im Visier hatten, warum gab es bei uns im Hotel nicht sofort eine Razzia? Bisher war hier alles ruhig", berichtete Henn am Donnerstag. "Das Auto, in dem Moletta Senior saß, gehörte einem Anderen, laut italienischen Zeitungen Fulvio Miotti, dem Sportlichen Leiter einer italienischen Amateur-Equipe", sagte Henn weiter.

Moletta zeigt Verständnis

Nach den Worten des beim Giro zuständigen Teamleiters hatte Moletta für seine Freistellung auf der Grundlage des "Code de Conduite" Verständnis gehabt, "obwohl er sich die ganzen Vorkommnisse nicht erklären konnte". Der "Code de Conduite" ist ein selbst auferlegter Ehrenkodex der Profirennställe, nach dem die Teams bei Auffälligkeiten tätig werden sollen.

"Auch wenn sich die Anwesenheit von Moletta Senior als rein zufällig erweisen könnte, haben wir in einer äußert scharfen Auslegung des Code de Conduite ohne zu zögern gehandelt", sagte Holczer, der noch vor Beginn der Tour de France am 5. Juli mitteilen will, ob er bei der Suche nach einem Nachfolge-Sponsor des Mineralwasser-Herstellers Gerolsteiner fündig geworden ist. Laut Holczer, dessen Recherchen bei den Polizeibehörden in Padua "noch nichts" erbracht hätten, seien zwei deutsche Unternehmen interessiert.

Die "Repubblica" berichtete von "zwei italienischen Dopingärzten", die von den Behörden gezielt observiert worden seien und auf die Spur der Insassen des kontrollierten Fahrzeuges geführt hätten. Die spektakulärste Doping-Razzia beim Giro fand 2001 in San Remo statt. Bei zahlreichen namhaften Profis waren Dopingmittel beschlagnahmt worden, gegen die später Sperren ausgesprochen wurden. Beim inzwischen wegen anderer Vergehen entlassenen damaligen Telekom-Arzt Lothar Heinrich waren dabei Koffein-Tabletten und bei dem mittlerweile zurückgetretenen Jan Ullrich Cortison sichergestellt worden.

Andreas Zellmer, Thomas Mustroph[dpa]

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