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© AP

Österreich: Mit Handschellen gegen Doping

Österreichs Behörden nehmen Manager Stefan fest und vermuten ein Doping-Netzwerk.

Seine Rückkehr aus den USA hatte sich Stefan Matschiner sicher anders vorgestellt. Kaum hatte der Manager des ehemaligen Gerolsteiner-Profis Bernhard Kohl nach einem längeren USA-Aufenthalt österreichischen Boden betreten, klickten bei ihm die Handschellen. Matschiner, 34 Jahre alt und ehemaliger Mittelstreckenläufer, wird von den österreichischen Behörden vorgeworfen, Dopingmittel, vor allem Epo, an Spitzensportler verkauft zu haben. Diesen Vorwurf bestreitet Matschiner, eines hat er jedoch am Dienstag nach Angaben seines Anwalts zugegeben: Seine Beteiligung an Bluttransfers für Bernhard Kohl.

Anderes blieb ihm wohl auch nicht übrig. Denn Kohl selbst trat gestern an die Öffentlichkeit. Auf einer Pressekonferenz in Wien belastete der Radprofi seinen früheren Manager schwer. Er dope seit seinem ersten Kontakt mit Matschiner im Jahr 2005, gestand Kohl. Matschiner habe ihm „Epo, Wachstumshormone, Isulin und Testosteron besorgt und Blutdoping durchgeführt“. Kohl war im Vorjahr sensationell Dritter der Tour de France sowie Gewinner des Bergtrikots geworden, kurz darauf wurde er mit Epo im Körper überführt. Kohl gab laut der österreichischen Nachrichtenagentur APA außerdem zu, Kunde der Wiener Blutbank Humanplasma gewesen zu sein. Er sei mit Matschiner dreimal in der Plasmapherese-Station gewesen, um dort Blutdoping vorzunehmen. Die letzte Bluttransfusion habe im September 2008 stattgefunden. Insgesamt habe er „rund 50 000 Euro“ für die Dienste seines Ex-Managers gezahlt, gab Kohl zu.

Im Strafverfahren ist von etwa zwei Dutzend Verdächtigen die Rede. Die Festnahme des Oberösterreichers Matschiner ist die vierte Verhaftung in Sachen Doping in den vergangenen drei Wochen. Neben einem Radprofi eines österreichischen Mittelklasse- Teams und einem Apotheker war auch der frühere österreichische Langlauftrainer Walter Mayer verhaftet worden. Matschiner war vor allem mit Mayer besser bekannt und hatte dem Vernehmen nach wiederholt mit ihm zusammengearbeitet. Eine wesentliche Rolle bei den Ermittlungen hatte wohl auch die österreichische Triathletin Lisa Hütthaler gespielt.

Die 25-Jährige, die 2008 positiv auf Epo getestet wurde, hatte in der Vorwoche in der Tageszeitung „Kurier“ Matschiner als Hintermann der österreichischen Dopingszene beschuldigt – laut ihren Angaben soll sie zwischen 2007 und ihrem positiven Test 2008 von Matschiner Epo erhalten und dafür rund 15 000 Euro bezahlt haben. Außerdem habe ihr Matschiner, so Hütthaler, zwei Mal im Keller eines Hauses in Oberösterreich Blut abgenommen und wieder zugeführt. Matschiner bestreitet die Vorwürfe.

Neben Kohl hat Matschiner einige weitere Spitzensportler betreut. Dazu gehört der niederländische Hindernisläufer Simon Vroemen, er wurde Anfang Juli 2008 positiv getestet. Der dänische Radprofi Michael Rasmussen wurde 2007 während der Tour de France aus dem Rennen genommen, nachdem er sich einigen Dopingkontrollen entzogen hatte.

Markus Huber[Wien]

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