zum Hauptinhalt
Der Rückkehrer darf gleich mitjubeln: Michael Ballack feiert den Leverkusener Auftakterfolg im Kreise seiner Teamkameraden.

© dpa

Dortmund - Leverkusen 0:2: Ballack bleibt unauffällig und siegt mit Bayer

Michael Ballack spielt bei seinem ersten Bundesliga-Auftritt seit viereinhalb Jahren eher defensiv. Bei Leverkusens 2:0-Sieg in Dortmund glänzen andere. Doch Trainer Heynckes sah bei Ballack "Bemerkenswertes".

Eine halbe Stunde vor Spielbeginn hatte sich Michael Ballack am Mittelkreis aufgestellt, um mit Eren Derdiyok Bälle hin und herzuspielen. Die Körpersprache des 33-jährigen Görlitzers kennen die eifrigen Beobachter des großen Fußballs: Stramme Haltung, Brust raus, den Kopf leicht nach vorn gestreckt. Auch der entschlossene Blick signalisierte den Anspruch, den Ballack seit vielen Jahren verkörpert: „Der Chef bin ich.“ Viereinhalb Jahre, nachdem der Nationalspieler die Bundesliga verlassen hatte, um sein Geld bei Chelsea London zu verdienen, ist er nun zurückgekehrt. Seinen Ausstand hatte er im Trikot des FC Bayern München bei einem 3:3 gegen Borussia Dortmund gegeben. Auch seine Wiederkehr feierte Ballack gegen den Revierklub. Dieses Mal gab es unter den Augen von Joachim Löw, der Ballacks Bundesliga-Comeback von der Tribüne aus verfolgte, ein 2:0 (2:0)-Sieg für die Leverkusener.

Der Bundestrainer und 73.300 Zuschauer sahen nur in der ersten Hälfte ein niveauvolles Spiel, bei dem Ballack – wohlwollend formuliert – unauffällig agierte. Er beschränkte sich weitgehend darauf, vor der Viererkette die Reihen zu formieren. Spielerische Akzente setzten andere. So wie Arturo Vidal und Tranquillo Barnetta vor der Führung durch den Schweizer. Oder Derdiyok und Renato Augusto, der das feine Zusammenspiel zum 2:0 nutzte. Für die Dortmunder war es ein äußerst unglücklicher Rückstand, denn wenige Momente davor hatte Sebastian Kehl ein Tor erzielt, dem Schiedsrichter Florian Meyer die Anerkennung verweigerte. Zu Unrecht, wie die TV-Bilder belegten. Dortmunds Kapitän hatte nicht im Abseits gestanden. Statt 1:1 lautete das Zwischenresultat 0:2. Ein herber Rückschlag, von dem sich die Gastgeber nicht mehr erholen sollten.

In der wenig aufregenden zweiten Halbzeit beschränkten sich die Leverkusener darauf, ihren Vorsprung ins Ziel zu bringen, was ihnen gelang. „Die haben abgezockt gespielt“, sagte Kehl, „und zum richtigen Moment die Tore gemacht.“ Und Ballack, der 90 Minuten auf dem Platz stand, hatte zwar nicht geglänzt, sich aber nach seiner Sprunggelenks-Verletzung, die ihm die WM-Teilnahme gekostet hatte, zurückgemeldet. Der Leverkusener Trainer Jupp Heynckes fand jedenfalls, dass sein neuer Star „Bemerkenswertes“ geleistet habe: „Vor vier Wochen war nicht daran zu denken, dass er hier 90 Minuten durchspielen kann.“ Die Rückkehr des „Capitano“ – oder ist er womöglich schon bald der „Ex-Capitano“? – nach Leverkusen dürfte ein Experiment mit einiger Brisanz werden.

Dass es mit Ballack Verschiebungen in den Hierarchien geben wird, wurde bereits unter der Woche deutlich, als sich der neue Mann im Europa-League-Spiel gegen die ukrainische Mannschaft von Tawrija Simferopol in der Nachspielzeit den Ball schnappte und den Elfmeter verwandelte. Der etatmäßige Schütze Arturo Vidal fühlte sich sichtbar brüskiert, und Schütze Nummer zwei, Michal Kadlec, sagte: „Ich denke, er schuldet mir ein Bier.“

Wie auch immer der Getränke-Austausch in Leverkusen gehandhabt wird, es dürfte spannend sein, zu verfolgen, wie sich das soziale Gefüge bei Bayer entwickelt. Vor allem, weil auf der Position des Sechsers ein Überangebot an fähigem Personal herrscht.

Ballack hat seit seiner Verpflichtung immer wieder deutlich gemacht, er gehe davon aus, gesetzt zu sein. Zum einen, weil sie in Leverkusen explizit nach einem Führungsspieler gesucht haben. Aber auch, weil er seine Position in der Nationalmannschaft zurückerobern will. Heynckes traut ihm das durchaus zu. Bevor er in den Mannschaftsbus stieg, um die Heimfahrt ins Rheinland anzutreten, hat der Trainer noch kurz das hohe Lied auf Michael Ballack angestimmt: „Er wird wieder zu dem dominanten Spieler werden, den wir kennen. Für mich ist er der beste deutsche Fußballer der letzten zehn Jahre.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false