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Früher war alles besser? Von wegen. Bis vor einigen Jahren konnte ein Kreuzbandriss, wie ihn sich Deutschlands Fußball-Nationalspieler Sami Khedira am Freitag zugezogen hat, durchaus das Karriereende bedeuten. Mittlerweile hat die Sportmedizin gewaltige Fortschritte gemacht.

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Dr. Dollas Diagnose (131): Die Medizin bewegt sich

Bessere Trainingssteuerung, bessere Betreuung: In seiner Tagesspiegel-Kolumne erklärt der Berliner Orthopäde Dr. Thorsten Dolla Zusammenspiel und Abhängigkeit zwischen Sport und Sportmedizin. Auch Hobbysportler können davon profitieren.

Sie rennen nebeneinanderher und werden immer schneller, der Sport und die Medizin. Beide entwickeln sich ständig weiter, der Sportler ist durch eine bessere Trainingssteuerung und medizinische Betreuung leistungsstärker geworden und die Medizin hat durch Forschung und Technik ebenfalls enorme Fortschritte gemacht.

Die Entwicklung des Leistungssports hat allerdings ihre Konsequenzen für den menschlichen Körper: Mit der Leistung sind auch die Belastungen für Gelenke und Muskeln gestiegen. Von uns in der Sportmedizin wird nun eine schnellere Reaktionszeit verlangt. Wir müssen Verletzungen schnell diagnostizieren, damit die Therapie sofort beginnen kann. Jeder Verletzungstag kann für den Sportler, seinen Verein, seine Nationalmannschaft einen Wettbewerbsnachteil bedeuten.

Thorsten Dolla.
Thorsten Dolla.

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Aufwendige Diagnostik ist für uns in der Sportmedizin inzwischen zum Standard geworden. Wir müssen den Sportler genau untersuchen und bedienen uns immer häufiger der Magnetresonanztomografie (MRT). Nur durch sie sind Knorpelprellmarken im Gelenk, Ermüdungsfrakturen oder Überlastungssyndrome erkennbar. Röntgenbilder helfen da kaum weiter. Auch der Umfang einer Muskelverletzung ist durch MRT-Bilder genau darstellbar. Damit wird die Therapie zielgerichteter und effektiver.

Wenn es möglich ist, streben wir eine frühfunktionelle Behandlung an. Das heißt, die Bewegungsfähigkeit des Sportlers soll behutsam, aber früh angeregt werden. Nicht in der Ruhe liegt die Kraft, sondern in der richtigen Bewegung. Früher wurde noch häufig der weiße Gips benutzt, heute ersetzen wir ihn oft durch Orthesen (Schienen). Eine risikoarme Belastungssteuerung, auch durch Gelenke an den Schienen, ist möglich. Bei einer notwendigen Ruhigstellung wird ein Kunststoffverband (Cast) verwendet. Durch die Weiterentwicklung der Physiotherapie, der manuellen Therapie, der Osteopathie und der frühzeitig einsetzenden medizinischen Trainingstherapie ist der Sportler schneller wieder fit.

Noch vor wenigen Jahren war die Krankenhaus-Liegedauer bei Leistungssportlern weitaus länger als heute. Die Fortschritte der Sportmedizin spürt besonders der Leistungssportler, aber nicht nur er. Auch Hobbysportler profitieren davon.

Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen uns, dass mit einer effektiven Diagnostik und mit zielgerichteter Therapie jeder wieder schneller im Training oder am Arbeitsplatz ist. Damit ist der Sport im Grunde noch attraktiver geworden. Verletzungen wird es zwar immer wieder geben, aber sie können einfach viel besser behandelt werden. Für uns in der Sportmedizin gilt daher mehr denn je: Sport ist Bewegung und Bewegung ist gesund.

Der Berliner Orthopäde Dr. Thorsten Dolla, 50, ist seit vielen Jahren in der Sportmedizin tätig. Er war Mannschaftsarzt bei Hertha BSC, beim 1. FC Union, den Berlin Capitals und dem Footballteam Berlin Thunder. Beim ISTAF war er bis 2009 leitender Arzt und ist heute Ringarzt beim Boxen. Für Tagesspiegel.de schreibt er regelmäßig über Sportverletzungen und ihre Folgen. Alle Folgen können Sie hier nachlesen.

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