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Sport: Drama mit Verlängerung

Deutsche Handballer gewinnen nach Siebenmeterwerfen gegen Spanien – im Halbfinale gegen Russland

Wen soll man nach so einem Spiel hervorheben? Vielleicht Daniel Stephan, der am Ende der ersten Verlängerung einen Siebenmeter verwandeln musste, sonst wäre der Traum von einer Medaille bei den Olympischen Spielen ausgeträumt gewesen? Oder Torsten Jansen, der keine Sekunde auf dem Spielfeld gestanden hat, aber nach der zweiten Verlängerung beim Siebenmeterwerfen nach zwei vergebenen Würfen die Verantwortung übernehmen musste – und traf? Oder Torwart Hennig Fritz, der seine unglaubliche Leistung während des Spiels im abschließenden Siebenmeterwerfen krönte und vier Siebenmeter hielt?

Nur eines ist völlig klar: Das dramatische Viertelfinale gegen Spanien wird in die deutsche Handballgeschichte eingehen, als eines der spannendsten Spiele, die es bisher gegeben hat. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte Frank von Behren, der erst am Sonntag in Deutschland erfahren hatte, dass er für den verletzten Pascal Hens nachrücken darf. Er erlebte einen 32:30Sieg nach Siebenmeterschießen, der das deutsche Team ins Halbfinale gegen Russland bringt, das Frankreich im zweiten Spiel 26:24 besiegte. Nach regulärer Spielzeit stand es zwischen beiden Teams 27:27, die erste zehnminütige Verlängerung endete 1:1, in der zweiten gelangen den Mannschaften immerhin jeweils zwei Tore. „Wir haben zwei gleichstarke Mannschaften gesehen“, sagte Heiner Brand, „nach so einem Spiel kann man wohl nicht von einem verdienten Sieger sprechen.“

Seine Mannschaft hatte gegen Ende der regulären Spielzeit die Chance gehabt, das Spiel zu gewinnen, doch 25 Sekunden vor Ablauf der Zeit gelang Iker Romero der Ausgleich für Spanien. In den verbleibenden Sekunden warfen Daniel Stephan und Stefan Kretzschmar jeweils auf das spanische Tor, doch sie konnten den ebenfalls überragenden spanischen Torhüter David Barrufet nicht überwinden. Es sollte jedoch noch spannender werden.

In den ersten fünf Minuten der Verlängerung gelang keinem Team ein Treffer. Beide waren hochnervös. Die deutsche Mannschaft, die in der Vorrunde zwei Spiele verloren hatte, wollte sich für die Niederlage gegen Spanien bei den Olympischen Spielen 2004 revanchieren. Doch die Spieler trafen nicht mehr ins Tor. „Die Höhepunkte lagen sicher in der Abwehr mit unserem Torhüter Henning Fritz", sagte der Bundestrainer. Als Romero jedoch zu Beginn der zweiten fünf Minuten der Verlängerung einen Siebenmeter traf, schien die Entscheidung für Spanien gefallen zu sein. Weil die Mannschaft von Brand den spanischen Torwart David Barrufet nicht mehr überwinden konnte. Sechs Sekunden vor Ablauf der Zeit bekam sie noch einen Freiwurf – und Christian Zeitz wurde beim Wurf in der Schlusssekunde gefoult. Die Zeit war bereits abgelaufen, da trat der überragende Feldspieler Daniel Stephan (9 Tore) zum Siebenmeter an und traf. Die deutschen Fans unter den 6400 Zuschauer jubelten vor Glück, und die wenigen neutralen griechischen Fans waren nun auch von diesem Spiel begeistert.

In der zweiten Verlängerung schien das deutsche Team bereits verloren zu haben. 28:30 lag es nach den ersten fünf Minuten zurück. Doch Christian Schwarzer, der insgesamt neun Tore erzielte, schaffte erst den Anschluss und 90 Sekunden vor dem Ende den erneuten Ausgleich. Dieses tolle Spiel sollte erst im Siebenmeterschießen seinen Sieger finden. Bezeichnend für die Leistung von Kretzschmar und Kehrmann war, dass sie ihre Siebenmeter verwarfen, Markus Baur gelang es auch nicht, den Ball an Barrufet vorbei zu befördern. Doch Hennig Fritz hielt vier Siebenmeter der Spanier, und Bundestrainer Brand sagte: „Ich habe gewusst, dass wir einen guten Torwart haben, der ab und zu einen hält.“

Vielleicht sollte man Henning Fritz doch etwas größer hervorheben.

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