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Sport: Drama um Ivan Klasnic

Sein Körper stößt die transplantierte Niere ab – neuer Spender gesucht

Die Ärzte sind ratlos, die Familie ist verzweifelt, der Verein besorgt. Um Ivan Klasnic, Fußballprofi von Werder Bremen, spielt sich dieser Tage ein Drama ab. Gestern bestätigte dessen Anwalt Klaus-Peter Horndasch, was schon am Rande des Bundesligaspiels gegen Hannover 96 (3:0) gemutmaßt worden war: Die am vergangenen Donnerstag vorgenommene Nierentransplantation bei Klasnic verlief erfolglos. Der Körper des Kroaten stieß das von seiner Mutter gespendete und in einer fünfstündigen Operation verpflanzte Organ ab. „Am Freitagabend musste die Niere wieder herausgenommen werden“. Das war körperlich und seelisch für alle Beteiligten sehr belastend und hat alle stark mitgenommen“, sagte Horndasch. Lebensbedrohlich sei die Lage nicht gewesen, aber Ehefrau Patricia, die im Dezember eine Tochter zur Welt gebracht hatte, sei bestürzt gewesen. „Jetzt geht es ihm besser, auch psychisch“, sagte Horndasch, der im ständigen Kontakt mit dem in Hamburg als Sohn kroatischer Einwanderer geborenen Fußballprofi steht. Gestern feierte dieser im Krankenhaus seinen 27. Geburtstag.

Sechs bis acht Wochen muss sich Klasnics Körper von den Folgen der vergeblichen Transplantation erholen, dann soll ein weiterer Versuch unternommen werden. „Aus seiner Familie gibt es weitere Personen, die eine Niere spenden wollen“, sagte der Anwalt. Beispielsweise Bruder Josip. Nach dem Transplantationsgesetz dürfen nur enge Verwandte oder Menschen in persönlicher Verbundenheit eine Lebendspende zur Verfügung stellen. Zuvor müssten aber die Ursachen der Abstoßreaktion untersucht werden. Unterdessen bekräftigte Werder sein Angebot, den auslaufenden Vertrag des in der Hinrunde formschwachen Angreifers zu verlängern. „Das haben wir schon im Fall Krzstian Lisztes getan“, sagte Sportchef Klaus Allofs. „Wir werden das voraussichtlich annehmen“, sagte Horndasch, „ es eröffnet Ivan alle Möglichkeiten, in Ruhe gesund zu werden.“ Währenddessen übernimmt die Berufsgenossenschaft die Lohnfortzahlung bis zu einem gewissen Höchstsatz.

Klinikdirektor Kurt Dreikorn steht vor einem Rätsel – zumal während der Operationen keinerlei Komplikationen auftraten. Der Eingriff wurde vorgenommen im Transplantationszentrum der Urologie des Klinikums Bremen-Mitte, eines der größten Allgemeinkrankenhäuser in Deutschland. Dreikorn gilt als Koryphäe. Der Fall Klasnic käme in dieser Form bei einem von tausend Patienten vor.

Bei Klasnic waren Komplikationen im vergangenen Jahr im Anschluss an eine Blinddarmoperation aufgetreten. „Wir sind in Gedanken bei ihm“, sagt Torwart Tim Wiese. Viel Zeit, sich um Klasnic zu kümmern, haben die Werder-Spieler nicht. Heute nach dem Abschlusstraining reisen sie gen Westen, da am Mittwoch das Auswärtsspiel in Leverkusen ansteht. Torjäger Miroslav Klose, der mit dem kranken Kollegen einst den viel gerühmten „K&K-Sturm“ bildete, sprach von einer „schwierigen Situation für uns alle“.

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