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Sport: Drei Mann weniger

Zehn Italiener spielen gegen neun Amerikaner 1:1 – in der Gruppe E kann jede Mannschaft Erster werden

Die wichtigste Szene des Spiels hatte mit Fußball nichts zu tun. Am Mittelkreis sprang der US-Angreifer Brian McBride nach dem Ball, doch Italiens Abwehrspieler Daniele De Rossi wollte den Zweikampf nicht sportlich gewinnen. Mit Wucht rammte er McBride seinen Ellenbogen ins Gesicht. De Rossi, der sich zu allem Überfluss über den Platzverweis beschwerte, bekam die Rote Karte, Italien spielte von der 28. Minute an zu zehnt. Der blutüberströmte McBride bekam ein Pflaster – und das Spiel einen hektischen Charakter. Nach einer weiteren Roten Karte für den Amerikaner Carlos Mastroeni sowie Gelb-Rot für US-Verteidiger Eddie Pope gingen beide Teams dezimiert vom Feld. Immerhin fiel auf beiden Seiten auch ein Tor. Zwei Italiener trafen beim 1:1 (1:1) in Kaiserslautern, zunächst Alberto Gilardino für sein Team, danach Cristian Zaccardo per Eigentor. Alle Mannschaften in der Gruppe E haben nun noch Chancen auf das Weiterkommen.

Die Amerikaner waren nach dem 0:3 gegen Tschechien und dem internen Krach um die richtige Taktik bemüht, mit Kampfkraft ein vorzeitiges Ausscheiden zu verhindern. Trainer Bruce Arena beorderte seinen Offensivstrategen Landon Donovan zurück ins Mittelfeld und ließ im Sturmzentrum zunächst nur Brian McBride agieren. Nach einem Streit mit dem Trainer fand sich Mittelfeldspieler DaMarcus Beasley anfangs auf der Bank wieder. Das umgestellte Team wusste mit Sturmdrang zu gefallen, doch als cleverer erwiesen sich zunächst die Italiener. Nach einem Freistoß von Andrea Pirlo und einer nicht funktionierenden Abseitsfalle im amerikanischen Strafraum traf Gilardino freistehend per Kopf zur Führung.

Sicherheit gab das den Italienern jedoch nicht. Oft ließen sie sich den Ball ablaufen. Lohn für den Vorwärtsdrang des Außenseiters war der Ausgleich. Nach einem Freistoß des auf der rechten Seite gefälligen Clint Dempsey bekam Zaccardo den Ball im eigenen Strafraum unglücklich an den Fuß; er trudelte an Torwart Gianluigi Buffon vorbei ins eigene Tor. Eine Minute später rastete De Rossi aus.

Italiens Trainer Marcello Lippi gab angesichts der Turbulenzen seine Anfangstaktik schnell auf. Francesco Totti wurde schon nach 35 Minuten Gelb-belastet ausgewechselt. So musste wieder Andrea Pirlo das Spiel allein lenken – den Italienern bekam das gut. Pirlo war neben den Amerikanern Landon Donovan und McBride einer der weniger Spieler, die sportlich zu gefallen wussten. Kurz vor der Pause konnte ihn Mastroeni nur durch ein Foul von hinten stoppen – Rot.

46 000 Zuschauer im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion, die zunächst des vor vier Jahren verstorbenen Namensgebers der Arena gedacht hatten, sahen fortan ein hektisches, aber auch aufregendes Spiel. Schiedsrichter Jorge Larrionda aus Uruguay behielt dabei die Übersicht. Nach einem unfairen Einsatz von Pope gegen Gilardino zeigte er Gelb-Rot. Richtig war auch die Aberkennung eines Tores durch Beasley. McBride hatte bei seinem Schuss dem italienischen Torwart Buffon die Sicht verdeckt, stand dabei aber im Abseits. In der zweiten Halbzeit wogte das Spiel hin und her. Der in Mönchengladbach spielende US-Torwart Kasey Keller rettete noch glänzend gegen den eingewechselten Alessandro Del Piero.

Immerhin ein faires Vorspiel hatte Kaiserslautern am Samstag erlebt. Hunderttausende Menschen hatten in der Innenstadt ausgelassen gefeiert. Dabei hatten sich die Fans der USA, darunter Tausende von der nahe liegenden US-Militärbasis Ramstein, mit den Italienern verbrüdert. Für die Spieler auf dem Platz war Freude dagegen ein Fremdwort.

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