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Sport: Dritter ohne Medaille

Timo Boll enttäuscht den Tischtennis-Verband

Berlin - Wenigstens die hessische Landwirtschaft hat Timo Boll in Deutschland freundlich empfangen. Als der Tischtennisprofi von der Europameisterschaft in Aarhus zurück war, hat die Marketinggesellschaft der hessischen Landwirte gleich eine gemeinsame Initiative mit ihm vorgestellt. Timo Boll wirbt jetzt für „Gutes aus Hessen“, weil dieses Gütesiegel auch auf ihn hervorragend passt, den Weltranglistenfünften aus dem Odenwald.

Der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) hatte ihm dagegen gerade einen schlechten Auftritt vorgeworfen. Boll war am Sonntag vor der Siegerehrung aus Dänemark abgereist. So stand sein Partner Christian Süß alleine auf dem Podest und nahm die Medaille für den dritten Platz im Doppel entgegen. Eberhard Schöler, Vizepräsident des DTTB und der Europäischen Tischtennis-Union (ETTU), hatte noch versucht, Boll am Telefon zum Bleiben zu überreden. „Ich habe ihm gesagt, dass die Siegerehrung zu dieser Meisterschaft gehört.“ Auch Cheftrainer Dirk Schimmelpfennig war enttäuscht über Bolls vorzeitige Abreise.

Vielleicht war die Kritik am besten deutschen Spieler auch ein Ventil für die Enttäuschung bei dieser EM. Bronze im Doppel war die einzige Medaille für den DTTB. So schlecht hatten die Deutschen seit 1988 nicht abgeschnitten. Und so wie Altmeister Jörg Roßkopf für das Ausscheiden der Männermannschaft im Viertelfinale verantwortlich gemacht wurde, so musste Boll für die Enttäuschung in den Einzelwettbewerben herhalten.

Von all den Reaktionen war Boll „ein bisschen geschockt“. Er habe gute Gründe für seine vorzeitige Rückkehr nach Deutschland. „Ich war schon vor der EM krank und hatte Angst, wieder krank zu werden. Deswegen wollte ich mir die Rückfahrt in der Nacht nicht antun“, sagte er. Sein Ziel sei schließlich jetzt die Weltmeisterschaft in Schanghai. Diesmal möchte Boll es unbedingt besser machen als vor zwei Jahren. Da war er zwar bei der EM Dritter geworden, aber bei der WM als großer Favorit in der zweiten Runde gescheitert. Seinen Trainingsplan hat er deshalb ganz auf die WM ausgerichtet, die am 29. April beginnt. „Anstatt eine Einheit mehr zu machen, habe ich vor der EM lieber eine Regenerationseinheit gemacht.“

Ob die Gründe für seine Abreise auch die ETTU interessieren? „Dass jemand nicht zur Siegerehrung kommt, hat es vorher noch nicht gegeben“, sagte Rudolf Sporrer, der Generalsekretär des österreichischen Tischtennis-Verbandes. Auch der Russe Alexej Smirnow war nicht erschienen, er hatte ebenfalls Bronze im Doppel gewonnen. Nun prüft Sporrer, ob die ETTU eine Strafe wegen unsportlichen Verhaltens aussprechen soll.

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