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Sport: Effizienz siegt

Beim 2:1 gegen Kaiserslautern ist der HSV die entschlossenere, nicht die bessere Mannschaft

Von Karsten Doneck, dpa

Manche Mannschaft benötigt auswärts die volle Distanz von 90 Minuten, um überhaupt zu drei Torchancen zu kommen. Der 1. FC Kaiserslautern hat sich diese Menge in Hamburg gestern innerhalb von knapp 90 Sekunden erarbeitet. In der 34. Minute scheiterte erst Amanatidis mit einem Kopfball am HSV-Torwart Pieckenhagen. Nach dem folgenden Eckball jagte Altintop den Ball mit Vehemenz an die Unterkante der Latte, und weil der verwirrten Hamburger Abwehr die Ordnung kurzzeitig vollends verloren ging, kam auch noch Lauterns Stefan Blank in aussichtsreiche Position, verzog seinen Schuss aber etwas.

Wer so mit seinen Möglichkeiten schludert, darf sich nicht wundern, wenn er am Ende ohne Punkte heimfährt. Der HSV, keineswegs besser als der Gegner, im Abschluss aber weitaus effektiver, feierte vor 50 916 Zuschauern in der AOL- Arena mit 2:1 (2:0) den vierten Sieg hintereinander.

„Jeder sieht, dass wir jetzt vorne stehen. Aber davon dürfen wir uns nicht blenden lassen. Wir müssen weiter hart arbeiten“, sagte der Hamburger Mittelfeldspieler David Jarolim. 2:0 führte der HSV zur Pause durch Tore von Takahara und Moreira. Doch Kurt Jara fand dieses Zwischenresultat keineswegs gerecht. „Es hätte zur Pause eher 1:1 stehen müssen, oder wir hätten gar führen müssen“, stellte der Kaiserslauterer Trainer fest.

Die Lauterer, zuvor sieben Spiele hintereinander unbesiegt, wirkten ballsicherer und steuerten ihre Aktionen zielstrebig in Richtung des Hamburger Tores. Als „konzentriert und diszipliniert, ausgestattet mit viel Selbstvertrauen“, lobte Jara die Spielweise seiner Mannschaft, bekannte dann aber auch: „An der Chancenauswertung – da hat es gehapert.“

Der Österreicher war bis zum Herbst 2003 selbst noch beim HSV als Trainer tätig, eine 0:4-Niederlage führte zu seiner Entlassung. Der Gegner damals: der 1. FC Kaiserslautern, allerdings am Betzenberg. Vielleicht fand Kurt Jara am Abend in Hamburg trotz der unglücklichen Niederlage gegen seinen alten Arbeitgeber den inneren Frieden wieder. Da hatte er sich mit Bernd Hoffman, dem Vorstandsvorsitzenden des HSV, und Sportchef Dietmar Beiersdorfer verabredet – nicht nur zum Essen, sondern auch um kleinere Missstimmigkeiten wegen der damaligen Entlassung endgültig auszuräumen.

Gegen Kaiserslautern erwischte der HSV – mit einem schwachen, von seinem ehemaligen Mannschaftskameraden Ingo Hertzsch nahezu abgemeldeten Sergej Barbarez – in den fünf Minuten nach der Pause seine beste Phase. Da verhinderte Thomas Riedl sogar das dritte Hamburger Tor, als er gegen einen mächtigen Kopfball von HSV-Libero Daniel van Buyten auf der Linie rettete. Doch mitten in die Drangperiode des HSV hinein glückte Halil Altintop nach einer schwachen Kopfballabwehr von Stefan Beinlich der 1:2-Anschlusstreffer. Doch richtigen Druck auf das HSV-Tor konnten die Gäste danach nicht mehr aufbauen. „Wir haben gerade in der zweiten Halbzeit hinten sehr kompakt gestanden, nur noch sehr wenig zugelassen“, sagte Hamburgs Trainer Thomas Doll.

Und auch Kurt Jara verabschiedete sich versöhnlich von seinem alten Arbeitsplatz: „In diesem Spiel war 90 Minuten permanent was los auf beiden Seiten. So macht Fußball den Leuten doch Spaß.“

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