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Sport: Eigenlob muss sein

Beim Überraschungssieg in Sofia zeigt Alba Berlin auch auswärts seine Klasse

Berlin - Alba Berlin kommt nicht allzu häufig in die Situation, seine Auswärtsstärke im Uleb-Cup zu rühmen. In der vergangenen Saison verloren die Basketballer alle fünf Spiele in fremden Hallen mit acht bis 20 Punkten Unterschied. Der Sieg in Ostende vor vier Wochen war der erste Auswärtserfolg seit zwei Jahren. Am Dienstag aber kamen die Berliner um Eigenlob nicht herum. „Das war eines unserer besten Spiele“, sagte Trainer Henrik Rödl nach dem 76:70 (47:37) bei Lukoil Academic Sofia. Auch Geschäftsführer Marco Baldi war begeistert. Im ersten Viertel (23:13) „haben wir überragend gespielt“, sagte er. Am Sonnabend in Tübingen (71:74) hatte Alba das erste Viertel noch mit 8:20 verloren.

Bis zur Schlusssirene wagte Baldi am Dienstag nicht, sich des Sieges sicher zu sein. „Sofia ist für großes Selbstbewusstsein und Geduld bekannt. Immer wieder haben sie Heimspiele in letzter Sekunde gewonnen“, sagt er über die Bulgaren, die in Berlin 61:78 verloren hatten. Gegen Hapoel Jerusalem gelang ihnen 12,2 Sekunden vor Schluss der Wurf zum Sieg. Auch gegen das Spitzenteam von Chimki Moskau drehte Sofia das Spiel. Alba hatte nach 15 Minuten 17 Punkte Vorsprung, in der 39. Minute waren es noch drei. Doch dann verwandelte Nenad Canak souverän zwei Freiwürfe, zuvor hatte Johannes Herber seinem Team mit drei Punkten in Folge etwas Luft verschafft. Der Nationalspieler rückte erst durch die schwere Verletzung von Demond Greene ins Team, spielte statt wenig bis gar nicht 34 Minuten und machte zehn Punkte, darunter zwei Dreier. Alba konnte zwar Riste Stefanow (32 Punkte) nicht stoppen, wohl aber Bulgariens Star Todor Stoikow (5 Punkte).

Angesichts der immer stärker werdenden Bulgaren „haben wir nicht hektisch oder panisch reagiert“, lobt Baldi. Sondern konzentriert und selbstbewusst. Und das ausgerechnet bei einem Team, das im Uleb-Cup zuletzt Anfang 2005 ein Heimspiel verloren hatte. Vor einem Jahr wurde Alba – mit einem ganz anderen Team freilich – beim 88:108 noch vorgeführt. „Dieser Sieg ist etwas Besonderes“, sagt Baldi deshalb. Und er lässt Alba weiter darauf hoffen, endlich wieder mal ins Achtelfinale einzuziehen, das die ersten vier Teams der Gruppe C erreichen. Weil Hapoel Jerusalem am Dienstag bei Tabellenführer Montepaschi Siena gewann, bleibt Alba mit drei Siegen und vier Niederlagen Fünfter und damit Vorletzter. Hapoel auf Rang vier hat bei Punktgleichheit die um neun Körbe bessere Korbdifferenz. Drei Spiele stehen noch aus, gegen den Tabellenletzten Ostende am Dienstag in der Max-Schmeling-Halle, gegen den Zweiten Chimki und am letzten Spieltag in Jerusalem. Sollte der direkte Vergleich mit Hapoel über das Weiterkommen entscheiden, stünden Albas Chancen allerdings schlecht: Das Heimspiel gegen die Israelis verloren die Berliner mit 77:92.

„Wenn wir gegen Ostende nicht gewinnen, war der Sieg in Sofia umsonst“, sagt Baldi. Rödl fordert noch in einem weiteren Spiel einen Sieg, um sich in der sehr ausgeglichenen Gruppe durchzusetzen. Jeder kann jeden schlagen, Ostende etwa siegte in Jerusalem. „Wir haben ein paar Spiele knapp verloren, jetzt war es an der Zeit, so ein Spiel zu gewinnen“, sagt Rödl in Anspielung auf die Niederlagen in Moskau und gegen Siena. Andererseits war Alba in Siena und gegen Jerusalem am Ende chancenlos. Manchmal spielt der Bundesliga-Zweite extrem stark, manchmal extrem schwach. Ob der Abend von Sofia den Berlinern Selbstbewusstsein für weitere starke Auftritte gegeben hat, wird sich am Samstag zeigen: im Spitzenspiel gegen Tabellenführer Ludwigsburg (18.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle).

Helen Ruwald

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