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Sport: „Ein Karriererisiko besteht nicht“

Depressionsforscher Holsboer über den Fall Deisler

Stichwort Depressionen: Sind Fußballprofis besonders gefährdet?

Es kommt immer auf die Veranlagung eines jeden Einzelnen an. Eine Depression ist medizinisch gesehen eine Veränderung des Nervenstoffwechsels. Diese Veranlagung kann bei Personen, die stark in der Öffentlichkeit stehen, eher zum Ausbruch einer Krankheit führen als etwa bei einem Landpfarrer.

In der Öffentlichkeit sind Depressionen immer noch weitgehend ein Tabu.

Deswegen bin ich ja auch so froh, dass wir uns hier so offen über dieses Thema unterhalten können. In Deutschland leiden um die zehn Prozent der Bevölkerung mindestens einmal in ihrem Leben unter einer Depression, die so schwer wiegend ist, dass sie eigentlich behandelt werden müsste.

Wie es bei Deisler der Fall ist…

Ja. Bei ihm haben wir es mit einer typischen Depression zu tun. Er wird mit Medikamenten und einer Gesprächstherapie behandelt. Dann hebt sich ein Vorhang, und der wahre Sebastian Deisler kommt zum Vorschein.

Wann werden wir Sebastian Deisler wieder auf dem Fußballplatz sehen?

Das kann in einigen Wochen sein, aber auch länger dauern. Er ist in einer guten Verfassung, allerdings mit der Einschränkung, dass er in der Phase einer Depression ist, die ihn sich nicht in seinem Beruf entfalten lässt. Aber ein Karriererisiko besteht nicht.

Haben die vielen Verletzungen, die Deisler in seiner Karriere erlitten hat, etwas mit der Depression zu tun?

Nein, das waren mechanische Verletzungen. Aber er hat sich damit sehr intensiv beschäftigt und unter großen Erfolgsdruck gesetzt. Dazu kommt, dass seine Freundin ein Kind erwartet. Es ist eben in letzter Zeit sehr viel passiert für einen 23-Jährigen.

Aufgezeichnet von Daniel Pontzen

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