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Sport: Ein kleiner Sieg

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft vergibt einen möglichen Erfolg beim 2:2 gegen Argentinien

Vier ist die entscheidende Zahl für Pessimisten. Seit mehr als vier Jahren hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nicht mehr gegen eine große Nation des Weltfußballs gewonnen. Wie, so argumentierten die Skeptiker, soll die Mannschaft von Bundestrainer Jürgen Klinsmann bei der WM im eigenen Land im nächsten Jahr ohne diese Fähigkeit den Titel holen? Gestern nun sollte diese Zahl gegen Argentinien in der Düsseldorfer LTU-Arena als Beleg für Thesen unbrauchbar gemacht werden. Das klappte nur bedingt: 2:2 (2:1) spielte Deutschland gegen den zweimaligen Weltmeister.

Die Voraussetzungen für das Unternehmen Comeback in der Weltspitze waren ohnehin nicht die besten gewesen. Michael Ballack war schon während der Vorbereitung wegen einer Grippe abgereist. Bernd Schneider und Torsten Frings ersetzten den Kapitän sozusagen in Kombination. Bastian Schweinsteiger, eigentlich Mittelfeldspieler, rückte in den Sturm and die Seite von Kevin Kuranyi und Gerald Asamoah. Miroslav Klose war wegen einer Halswirbelblockierung kurzfristig ausgefallen. Auch in der Abwehr musste Jürgen Klinsmann umstellen: Robert Huth fällt noch länger aus, ebenso wie Philipp Lahm. Für den Stuttgarter rückte Thomas Hitzlsperger auf die für ihn ungewohnte Position des linken Außenverteidigers. Es war das erste Länderspiel für den 22-Jährigen von Beginn an.

Trotz der Schwächungen schickte Klinsmann seine Elf mit einer offensiven Ausrichtung ins Spiel. „Wir lassen uns nicht von unserer taktischen Marschroute abbringen“, sagte Kotrainer Joachim Löw. Von Anfang an setzte die deutsche Mannschaft ihren Gegner unter Druck, arbeitete sich allein in der ersten Viertelstunde vier gute Tormöglichkeiten heraus, unter anderem einen Volleyschuss von Torsten Frings aus 30 Metern.

Asamoah hatte großen Anteil an der starken Phase der deutschen Elf. Gemeinsam mit Patrick Owomoyela brachte er immer wieder Gefahr über die rechte Seite. Bei einem dieser Flankenläufe holte Asamoah einen Eckball heraus, während dessen Ausführung Kuranyi von Burdisso im Strafraum umgerissen wurde. Schiedsrichter Farina entschied auf Elfmeter, den Torsten Frings verwandelte. Bei seiner Aktion verletzte sich Asamoah und wurde durch Paul Freier ersetzt.

Asamoahs Verletzung brachte kurzzeitig Verunsicherung ins Spiel der Deutschen. Zwar hatten sie weiterhin mehr Spielanteile, die Verteidigung war jedoch anfällig bei den gefährlichen Kontern der Argentinier. Vor allem Hitzlsperger hatte gegen den schnellen Javier Saviola große Probleme. In der 19. Minute rettete Jens Lehmann, der diesmal das Tor hütete, noch vor Saviola. Nach einer knappen halben Stunde fiel jedoch das Gegentor nach einer dieser Attacken. Juan Pablo Sorin, von Saviola angespielt, tauchte frei vor Lehmann auf. Der heranstürmende Freier konnte ihn im letzten Moment fair vom Ball trennen. So hatten es fast alle der 52000 Zuschauer gesehen, nur Stefano Farina nicht. Er entschied wieder auf Elfmeter, Hernan Crespo ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen.

Die neue Stärke der deutschen Elf zeigte sich im Anschluss. Vielleicht auch weil der Stellenwert des Spiels für sie größer war als für die Südamerikaner, erhöhte sie den Druck wieder. Und ging kurz vor der Pause erneut in Führung: Nach Schweinsteigers Pass erzielte Kuranyi sein zwölftes Tor im 21. Länderspiel.

In Verlauf der zweiten Halbzeit bezahlte Klinsmanns Elf für ihr hohes Anfangstempo. Die Argentinier kamen besser ins Spiel, ohne sich jedoch gute Chancen herauszuspielen. Doch der Weltklassestürmer Crespo nutzte seine einzige Möglichkeit zehn Minuten vor Schluss und überwand Lehmann mit einem Heber. Die beste Chance für ein am Ende ausgelaugtes deutsches Team vergab Per Mertesacker aus fünf Metern.

Trotzdem haben jetzt Optimisten eine Zahl für ihre Argumentationsrhetorik: Nach dem 1:1 gegen Brasilien im September ist Deutschland seit zwei Spielen gegen große Fußballnationen ungeschlagen.

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